Der religiöse Blick

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jess Avatar

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Obwohl man im Vorhinein weiß, worum es in Caroline Schmitts Geschichte geht, war der Beginn für religionskritische Gemüter oft hart zu lesen. Doch direkt vorab: alles daran war wichtig für den Verlauf der Geschichte.
Es gelingt ihr, den empathischen Blick auf eine Lebens- und Gefühlswelt zu nehmen, mit der man wenig gemeinsam hat.
Was passiert mit (jungen) Menschen, deren konservativ-religiöse Welt und deren Werte auf davon abweichende Realitäten und Empfindungen trifft?Sexuelle Themen, Beziehungsfragen und Feminismus - hier scheint in der Gemeinschaft nur deren Umgang dazu akzeptiert zu werden.
Caroline Schmitt hat tolle Charaktere geschaffen, die uns diese Gemeinschaft näher bringt. Während wir lange den Blick auf das Leben in der Gemeinschaft richten, wird es noch spannender, sobald der Blick von außen auf Esther trifft.
Minimale Kritik richtet sich für mich auf die Darstellung der Eltern. Die Entwicklung gegen Ende geht sehr schnell und eine lange Zeit an den Eltern vorbei. Deren Handeln und erste Reaktion hätte für mich mehr Zeit und damit Platz bekommen können. Der letzte Dialog zwischen Ben und seinem Vater wirkt ein klein wenig künstlich. Das ist aber nur ein sehr kleiner Bereich und hat keinen Einfluss auf den Rest des Buches, das ich wirklich gelungen finde.
Häufig kann das Ende eines Buches viel zerstören. Hier finde ich es absolut gelungen. Der letzte Dialog im Buch rundet die Geschichte für mich perfekt ab.