Ein göttliches Buch

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dieaufdemlandlebt Avatar

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Monstergott hat mich tief berührt und oft zum Nachdenken gebracht. Schon die Figuren Esther und Ben erschienen mir von Anfang an lebendig und real, so dass ich mich mit ihren Gedanken und Zweifel verbunden gefühlt habe. Sie wachsen in einer Freikirchengemeinde auf und müssen lernen, mit Erwartungen klarzukommen, die sie selbst nicht mehr tragen wollen, und gleichzeitig herausfinden, wer sie selbst sein möchten. Esther spürt, dass ihr Platz so nicht genug ist, dass sie mehr sein will als Rolle und Funktion. Ben ringt mit Schuld, Geheimnissen und dem Drang, seinem eigenen Glauben treu zu bleiben, ohne sich selbst zu verlieren.

Die Sprache von Caroline Schmitt ist kraftvoll und gleichzeitig verletzlich. Viele Szenen haben mich innehalten lassen, weil ich mich in den kleinen Momenten gesehen gefühlt habe, in denen Glaube nicht einfach sicher ist sondern ambivalent, in denen das Zugehörigkeitsgefühl schmerzt und das Ringen mit dem Gewissen groß ist. Ich mochte wie liebevoll und kritisch zugleich dargestellt wird, wie Regeln, Ideale und die Vorstellung vom richtigen Leben Druck erzeugen und wie schwer es ist, die eigene Stimme zu finden, wenn alle Erwartungen an einen herankommen.

Das Cover ist stark gewählt und passt wunderbar zur Stimmung des Buches. Es wirkt modern und doch nachdenklich, es lässt Raum und deutet etwas an, ohne zu verraten. Der Titel Monstergott zusammen mit dem Bild lädt dazu ein, über Macht und Gott, über das Wesen von Gottesbildern und über die Ängste zu reflektieren, die entstehen, wenn ein Ideal zur Fessel wird.

Insgesamt ist Monstergott für mich ein sehr eindrucksvolles Buch. Es ist unbequem, laut und leise zugleich, und es entfaltet seine Wirkung lange nach dem Lesen. Ich empfehle es allen, die sich nicht vor großen Fragen scheuen, die Literatur mögen, die unter die Haut geht, und die Freude daran haben, Charaktere zu begleiten, die mutig sind und sich doch oft verletzlich zeigen.