Einfühlsam und differenziert
Dieses Buch war einer der Fälle, bei dem ich mich vorab fragte, welchen Ton die Autorin wohl für ihre Erzählung wählen würde. Das Thema – Religion, Glaube, Identität – ist bekannt, literarisch oft behandelt, dabei komplex und sensibel. Es wäre leicht gewesen in Vereinfachungen, Polemik oder Banalität abzurutschen. Doch nichts davon ist eingetreten: statt einfache Antworten oder platte Anklagen zu liefern, hat Caroline Schmitt eine eindringliche und nuancierte Geschichte zweier Geschwister geschrieben, die auf sehr persönliche Weise mit dem Erbe einer streng religiösen Gemeinschaft ringen.
Die Figuren sind berührend und authentisch gezeichnet. Esthers Nähe und Leidenschaft, sowohl Wut, als auch Liebe und Humor, bringen in schweren Moment eine gewisse Leichtigkeit und Durchlässigkeit in die Geschichte. Sie bildet einen lebendigen Gegenpol zu Ben, der dunklere, innere Kämpfe ausfechtet. Auch wenn seine Entwicklung an einem zentralen Punkt für meinen Geschmack zu abrupt und distanziert erzählt ist, bleibt er dennoch ein glaubwürdiger und bewegender Charakter.
Aber es ist die Art wie die Autorin mit einem feinen Gespür Nuancen und Ambivalenz zulässt, die mich besonders überzeugt hat. Unaufdringlich wird dargestellt welche Attraktivität Glaube und Gemeinschaft auf der einen Seite bieten kann. Aber auch die zerstörerische Kraft, die entsteht, wenn Regeln zu eng, Erwartungen zu erdrückend und Zweifel nicht erlaubt werden. Dabei verzichtet die Autorin jedoch auf platte Belehrung oder eindimensionale Urteile. Der Roman bleibt differenziert und lässt Widersprüche bestehen.
Die Sprache ist zurückhalten und unaufdringlich, getragen von leisem Nachdenken. Auch darin spiegelt sich für mich der Ton des Romans: eine feine Balance aus Nähe und Fremdheit, Glaube und Zweifel, Bindung und Bruch.
Am Ende ist Monstergott für mich aufgrund seiner einfühlsamen Differenziertheit ein kleines higlight gewesen. Ein Buch über die ambivalente Kraft des Glaubens, die erdrückende Macht von Religion, aber auch über die Sehnsucht nach Liebe, Zugehörigkeit und Sinn, die dahintersteht. Ein Roman für Leser*innen literarischer Gegenwartsliteratur, in denen komplexe Themen von Religion, Identität und familiären Bindungen sensibel ausgelotet werden.
Vielen Dank an Vorablesen und Ullstein für ein Rezensionsexemplar. Alle Meinungen sind meine eigenen.
Die Figuren sind berührend und authentisch gezeichnet. Esthers Nähe und Leidenschaft, sowohl Wut, als auch Liebe und Humor, bringen in schweren Moment eine gewisse Leichtigkeit und Durchlässigkeit in die Geschichte. Sie bildet einen lebendigen Gegenpol zu Ben, der dunklere, innere Kämpfe ausfechtet. Auch wenn seine Entwicklung an einem zentralen Punkt für meinen Geschmack zu abrupt und distanziert erzählt ist, bleibt er dennoch ein glaubwürdiger und bewegender Charakter.
Aber es ist die Art wie die Autorin mit einem feinen Gespür Nuancen und Ambivalenz zulässt, die mich besonders überzeugt hat. Unaufdringlich wird dargestellt welche Attraktivität Glaube und Gemeinschaft auf der einen Seite bieten kann. Aber auch die zerstörerische Kraft, die entsteht, wenn Regeln zu eng, Erwartungen zu erdrückend und Zweifel nicht erlaubt werden. Dabei verzichtet die Autorin jedoch auf platte Belehrung oder eindimensionale Urteile. Der Roman bleibt differenziert und lässt Widersprüche bestehen.
Die Sprache ist zurückhalten und unaufdringlich, getragen von leisem Nachdenken. Auch darin spiegelt sich für mich der Ton des Romans: eine feine Balance aus Nähe und Fremdheit, Glaube und Zweifel, Bindung und Bruch.
Am Ende ist Monstergott für mich aufgrund seiner einfühlsamen Differenziertheit ein kleines higlight gewesen. Ein Buch über die ambivalente Kraft des Glaubens, die erdrückende Macht von Religion, aber auch über die Sehnsucht nach Liebe, Zugehörigkeit und Sinn, die dahintersteht. Ein Roman für Leser*innen literarischer Gegenwartsliteratur, in denen komplexe Themen von Religion, Identität und familiären Bindungen sensibel ausgelotet werden.
Vielen Dank an Vorablesen und Ullstein für ein Rezensionsexemplar. Alle Meinungen sind meine eigenen.