Glaube ist größer als Wissen?

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coffee2go Avatar

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Das Cover finde ich ausdrucksstark und auffällig, ebenso den kurzen, prägnanten Titel, der Interesse weckt. Inhaltlich lässt sich der Roman flüssig und einfach lesen, mit einer Einführung in die Aktivitäten und in das Gedankengut der Glaubensgemeinde zu Beginn. Erst mit der Zeit bekommt man als Leser*in ein Gespür dafür, wo es hinter den Fassaden brodelt und in welchen Bereich eher Scheinheiligkeit herrscht statt überzeugenden Glaubens. Esther und Ben erzählen ihre Probleme sehr anschaulich und man spürt vor allem bei Ben die innere Zerrissenheit, wie er leben möchte und wie er es schafft. Welche zerstörerische Kraft dahinter steckt, kann man nur erahnen und am Ende dann rückblickend kritisch beurteilen. Auch Esther fühlt sich als Frau in der Gemeinde nicht richtig wahrgenommen und unterstützt, da sie immer nur in der zweiten Reihe, hinter den Männern agieren darf, obwohl sie das Charisma und das Talent zur Führungskraft hätte, aber die Regeln gestalten andere. Sehr gelungen finde ich, dass Esther und Ben durch ihre klaren Bilder und durch ausdrucksstarke Gedanken und Beschreibungen die Leser*innen mit auf diese Reise nehmen und wenn man sich darauf einlassen kann, kann dadurch eine ungeahnte Leseerfahrung entstehen, mit der ich so nicht gerechnet hätte.