Glaube und Leben

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
miro76 Avatar

Von

Die Geschwister Ben und Esther sind in einer christlichen Freikirchengemeinde aufgewachsen. Als Kinder hat ihnen die Kirchengemeinschaft Halt gegeben und das Leben mit Jesus versprach ein erfülltes zu werden.

Doch mit zunehmendem Alter beginnen die beiden die engen Grenzen, die ihre Kirche zieht zu hinterfragen. Esther sieht sich nicht in der klassischen Frauenrolle, die sich unterzuordnen hat und deren Berufung es ist zu dienen. Sie beginnt ihre Freundschaften zu hinterfragen und beäugt kritisch die Ehen, die diese eingehen.

Ben kämpft mit ganz anderen Problemen. Er unterdrückt seine sexuelle Orientierung und versucht sogar diesen Dämon auszutreiben. Diese Szenen sind ziemlich gruselig. Das Männlichkeitsseminar scheint aus dem letzten Jahrhundert zu stammen und manche Praktiken grenzen an Folter.

Ben und Esther treten abwechseln als Ich-Erzähler auf. Das erlaubt uns Leser*innen einen Blick auf ihre inneren Konflikte, Zweifel und Sehnsüchte. Gleichzeitig erleben wir sie von außen aus der Sicht des jeweils anderen. Dadurch wird, trotz des eher nüchternen Stils, eine große Nähe zu den Protagonisten geschaffen.

Als die beiden beginnen ihre engen Grenzen zu hinterfragen und schließlich ihre religiösen Ketten zu sprengen, habe ich das Buch mit noch mehr Freude gelesen. Und natürlich bietet uns die Autorin am Ende auch noch ein bisschen Drama vor dem großen Knall.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Die kritische Auseinandersetzung mit dem Glauben ist zeitgemäß und es gefällt mir, dass hier mal eine Form des Christentums genauer unter die Lupe genommen wird. Wo Religion zu stark in den Alltag der Menschen eingreift, ist Vorsicht geboten! Egal von welcher religiösen Ausrichtung die Rede ist.

Der Weg, den Ben und Esther hier zurücklegen ist beträchtlich. Sie zeigen Mut und werden mit einem positiven Ausblick belohnt. Ich mag dieses Happy End!