Ruckelt ein wenig
Ruckelt ein wenig. Also die Story... Vom Aufbau her eher ein wenig 'versatzstückartig'. Ich frage mich nach dem Ende der Lektüre, was die junge Berliner Autorin Caroline Schmitt wohl dazu bewogen haben mag, den Roman "Monstergott" zu schreiben. Eine Story über den Druck einer extrem verstandenen christlichen Religion, die die totale Hingabe an Gott und die Gemeinde, vor allem aber die persönliche und zwischenmenschliche sexuelle Enthaltsamkeit fordert. Das Geschwisterpaar Ben und Esther wird daran scheitern. So resumiert Ben am Ende "Da wo Gott mal war, war jetzt Leere." Und auch Esther fühlt sich am Ende hintergangen und um einen Teil ihres Lebens betrogen. Welche Leerstelle soll die strenge christliche Lehre im Leben füllen? Vielleicht dazu gedacht ein verbindliches und bindendes Identitätsangebot zu machen, in einer Welt, in der alles zunehmend beliebiger zu werden droht? Das Angebot von Stabilität als Gegenleistung für Disziplin, Selbstverzicht und Selbstverleugnung - um stark zu sein, wie ein Fels in der Brandung? Caroline Schmitt entlarvt und demaskiert zwar, was ja schon der Buchtitel "Monstergott" auf den Punkt bringt. Aber letztendlich erzählt sie keine neue Geschichte über Menschen, die durch ihre extreme Glaubensüberzeugung in dem Versuch scheitern, ihre allzu menschlichen Bedürfnisse nach gelebter Liebe, Zuwendung und körperlichem Kontakt aus ihrem Leben auszublenden oder zumindest erst im Rahmen des Bundes der heiligen Ehe realisieren zu dürfen. Auch darf nie die Dominanz des Mannes, die Unterordnung der Frau und die Verpflichtung zu einer rein heterosexuellen Orientierung in Frage gestellt werden. Das Buch kommt gefühlt einige Jahrzehnte zu spät...