Ein tolles, überfälliges Buch.

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mojoh Avatar

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Die MFAA (Abteilung Monuments, Fine Arts and Archieves) waren eine Gruppe Männer unterschiedlichster Professionen, die im Dienste der Alliierten Streitkräfte während des zweiten Weltkrieges eine wichtige Aufgabe zu erfüllen hatten: Die im bürgerlichen Leben als Kuratoren, Architekten, Kunsthistoriker und Museumsmitarbeiter arbeitenden sollten einerseits dafür Sorge tragen, dass die von den Nazis massenweise verschleppten, gestohlenen und an den ungewöhnlichsten Orten versteckten Kunstschätze aus allen eroberten Gebieten wiedergefunden werden und gleichzeitig beim Feldzug der Alliierten nicht beschädigt werden.
Um die Erlebnisse von allen voran des Mitinitiators der MFAA George Stout, sozusagen der Verbindungsoffizier aller Monuments Men in den nordwestlichen Teilen Europas, sowie seiner Mitstreiter handelt dieses spannende Sachbuch, das an vielen Stellen von Spannungsgehalt und Stil eher an einen Roman erinnert. Grundlage für den Autor bildeten neben Aufzeichnungen aus vielen europäischen und amerikanischen Archiven, Zeitschriftenartikeln und kunsthistorischen sowie erlebnisorientierten Aufzeichnungen von direkt und indirekt Beteiligten auch viele im Buch zitierte persönliche Briefe der Monuments Men selbst.
Als Ergebnis fantastischer Recherchearbeit berichtet Edsel in dem aus 5 Teilen und umfangreichem Anhang bestehenden Buch auf 540 Seiten von den Abenteuern der Monuments Men, zunächst über die Hintergründe der Entstehung der Einheit, über die ersten Aufgaben unmittelbar nach dem D-Day und der Landung der Alliierten, über verschiedene Stationen in Frankreich, Belgien und Deutschland bis hin zum spannenden „Showdown“ im österreichischen Altaussee. Er erzählt von den anfänglichen Akzeptanzschwierigkeiten der Monuments Men innerhalb der Armee, die sich in mangelnder Ausrüstung und Unterstützung seitens der kommandierenden Offiziere äußerte, von Verbündeten die sie während ihrer Arbeit finden und von der unermüdlichen Suche und Bergung der verlorenen Kulturschätze der Menschheit.
Fazit: Edsel gelingt es, ein spannendes Bild einer Seite des 2. Weltkrieges zu vermitteln, die bisher, zumindest für mich unbekannt war. Die Protagonisten erscheinen einem im wahrsten Sinne des Wortes stille Helden zu sein, sie standen nicht im Rampenlicht wie die entscheidenden Generäle und Akteure des zweiten Weltkrieges, über die es bereits so viele Romane, Sachbücher und Filme gab. Ohne falschen Pathos oder übertriebene Heldenverehrung setzt Edsel diesen Menschen ein Denkmal, das sie zweifelsfrei verdient haben. Eine besondere Stärke des Buches ist, dass sie sehr oft selbst zu Wort kommen, sei es über angelehnte Passagen eigener Veröffentlichungen oder durch zitierte Briefe an ihre Frauen und Kinder nach Hause. So entsteht ein sehr persönliches Buch und der Leser hat das Gefühl, sehr nah am Geschehen zu sein.