Grandioses Buch!!!!!

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So viel gleich vorweg: Es ist ein grandioses Buch! Würde man schreiben, dass dies ein Buch ist, welches davon handelt wie Kunstgüter, die von den Nationalsozialisten geraubt wurden, durch eine kleine Spezialeinheit, die Monuments Men aufgespürt und zurückgeführt werden, würde es dem Buch nicht gerecht werden.

Bis Mai 1945 waren es etwa 60, freiwillig zum Dienst gemeldete Männer und Frauen aus 13 Ländern, die alle beruflich mit Kunst zu tun hatten, ob als Architekt, Museumsleiter, Bildhauer oder Archivar. Ihre Berufsbeschreibung war sehr einfach: Sie sollten während der kriegerischen Auseinandersetzungen möglichst viel von der europäischen Kultur retten. Das Buch beginnt mit der Familiengeschichte Seligmann / Ettlinger / Oppenheim, die seit mehreren Generationen in Karlsruhe lebte. Der junge Harry Ettlinger war der letzte Junge, der in der Synagoge seine Bar Mitzwa hatte, bevor die Familie1938 nach Amerika auswanderte - einen Monat vor der Reichskristallnacht. Opa Oppenheimer war ein Kunstliebhaber mit einer beachtlichen Sammlung. In weiser Voraussicht hatte er sie in einer Lagerhalle ausgelagert. Während seine Kinder in Amerika in Sicherheit waren, kam er nach Dachau. Sieben Jahre später sollte Harry, nun einer der Monuments Men, das Erbe der Familie, das, einem Wunder gleich, nicht zerstört war, der Familie zurückbringen. Diese Geschichte möchte ich nur als Beispiel nehmen wie menschlich einfühlsam das Buch geschrieben ist. Es handelt nicht nur von trockenen Fakten, Tatsachen und Situationen, sondern  von Menschen, alle mit ihrer eigenen Geschichte, die eine Aufgabe haben und diese wird kurz und prägnant mit erzählt. Quasi „nebenbei“ werden viele geschichtliche Fakten dieser Zeit mit vermittelt. Schon 1938 hatte Hitler die deutsche Kunstszene grundlegend umgestaltet. Da den Juden ihr Bürgerrecht genommen war, hatten sie damit auch ihren Besitz verloren. Hitler, der sich als Kunstliebhaben gab, wusste genau welche künstlerisch oder kulturell wertvollen Objekte sich wo befanden. Seinen Traum von einem großen Museum sollte er aber nicht umsetzen können. Als die Amerikaner 1941 nach Pearl Harbour in den Krieg eintraten, war man sich der Gefahr, die durch die „Auslagerung“ von rund 2 Millionen Kunstgegenständen in Europa bestand, schon bewusst. Im Juli 1943 setzte der erste Monument Man , Hammond, auf Sizilien seinen Fuß auf europäischen Boden. Ein Monuments Men benötigte nicht nur Wissen , er brauchte auch Leidenschaft, Gewieftheit, Flexibilität und Verständnis für die militärische Kultur, Umgang mit Waffen und Befehlsketten. Weder mit Material noch mit Befugnissen ausgestattet, machte es das Arbeiten nicht leichter. Sie erkannten, dass die Deutschen wunderbar diszipliniert und korrekt waren, solange sie die Oberhand hatten - und zu wüten begonnen, als klar wurde, dass ihr Aufenthalt zu Ende ging. Als die Monuments Men in der Normandie anlandeten und meist einzeln mit vorrückten, war ihren oft nicht klar ob sie sich hinter der Kampfline oder davor befanden. An vorderster Front versuchten sie Kulturgüter zu schützen. „ Was ist, wenn wir den Krieg gewinnen, aber die letzten 500 Jahre unserer Kulturgeschichte verlieren“, fasste Stout ihre Arbeit zusammen. Und Walker Hancock sagte: „ Die Kultur der eigenen Verbündeten zu retten, war nichts großartiges, die Kultur des Feindes zu schützen, das eigene Leben und das Leben anderer zu riskieren, um sie zu retten, um sie zurück zu geben, wenn der Krieg gewonnen war… so etwas hatte es noch nicht gegeben.“ Zwei seiner Kammeraden verloren bei ihrem Einsatz ihr Leben: Robert Balfour, der britische Gelehrte, und Walter „Hutch“ Huchthausen. Alleine aus Frankreich waren knapp 30.000 Waggonladungen abtransportiert wurden. Es galt all diese Kulturgüter wieder aufzuspüren. Am Ende des Krieges verlangte Hitler mit seinem „Befehl-Nero“ die vollständige Vernichtung des Reiches, auch rückten die „Trophäenbrigade“ der roten Armee immer näher. Ein Wettlauf mit der Zeit begann. Viele Lagerstätten wurden durch den Einsatz der Monuments Men gefunden. ( z.B.:Grube Merkers, Altaussee, Schloss Neuschwanstein, in Siegen und Bernterode) Nach Ende der Kämpfe galt es die Objekte zu untersuchen, katalogisieren, verpacken und an die jeweiligen Länder zurück zu schicken. Trotzallem blieben 100.000 Objekte verschollen und 10.000 waren zweifelsfrei zerstört.

Das Buch ist kein Heldenepos auf die „guten“ Alliierten und die bösen Deutschen. Auch auf höchster Ebene gab es „gute“ Deutsche. Es handelt sich um ein über 500 Seiten dickes Sachbuch, das so nachvollziehbar, einfühlsam geschrieben ist, das man es fast für einen Roman halten könnte. Durch Anekdoten oder die Geschichte zu bestimmten Kunstwerken aufgelockert liest es sich flüssig, gut verständlich und ließ mich in die Geschichte eintauchen. Ein Buch, von dem ich mir wünschen würde, dass es in Schulen gelesen wird. Hiermit könnte man manchem „vergangenheitsmüden“ Jugendlichen Geschichte wieder nahe bringen. Jetzt kann ich mich auf die Verfilmung mit George Clooney freuen. Schade, dass es keine 6 Sterne gibt.