Mitreißend
Mitreißende Lektüre, die unsere Sinne dafür schärft, wie wir die Welt besser machen können.
Von Rudger Bregman kenne ich bereits „Im Grunde gut“ und ich bin hier bei seinem neuen Buch wieder total angetan, wie leicht und beschwingt es sich liest. Du hast die Welt noch nicht aufgegeben und willst dich einbringen, sie zu verbessern? Dann ist „Moralische Ambition“ total richtig für dich, denn es gibt Hoffnung und konkrete Tipps, wie du dich einbringen kannst.
„Wer einen Labrador, einen Tortenheber oder einen elektrischen Rasenmäher hat, ist in aller Regel ein hoffnungsloser Fall.“ Das ist an sich schon witzig, aber wer sich davon angegriffen fühlen sollte, den lädt er gleich ein: „Falls es Sie irritiert, das zu hören – was ich mir gut vorstellen kann – , beweisen Sie doch das Gegenteil.“ Also, krempelt die Ärmel hoch und macht mit.
Die Menschen, die uns Bregman vorstellt, haben oft den schwierigen Weg gewählt: Abolutionist*innen oder Kämpfer*innen in der Bürgerrechtsbewegung. Diese Menschen kommen aus ganz unterschiedlichen Berufen und wählten unterschiedliche Ansätze, um ihre Ziele einer besseren Welt zu erreichen. Ihre Lebenswege machen Mut. Wenn ihr euch bereits zivilgesellschaftlich engagiert, fühlt ihr euch nicht mehr so alleine. Und falls noch nicht, dann gibt das Buch einen kräftigen Schubs.
Inspirierend fand ich Bregman, dass er uns einlädt, auch immer wieder zu hinterfragen, wie wir unser Engagement am effektivsten einsetzen können. Er demaskiert auch verschiedene Ansätze und bleibt sehr zielgerichtet. Bregman wägt viel ab, sucht die Zwischentöne. Technologie brachte uns mit Atombomben, der Klimakrise und dem Artensterben haarscharf an den Rand der absoluten Katastrophe und doch zeigt Bregman auf, was Technologie, z.B. in der Krankheitsprävention, alles noch erreichen kann. Darum votiert er dafür, dass sich Leute aus allen Bereichen engagieren. Spannend fand ich, dass er Ralph Naders Bedeutung als Verbraucheranwalt feiert, der bahnbrechende Schutzgesetze in Gang setzte, um dann auch dessen größtes Scheitern nicht zu verschweigen: In der US-Präsidentschaftswahl zwischen George W. Bush und Al Gore zog sich Nader trotz eindringlicher Bitten Mitstreitender nicht zurück. Die Stimmen, die an ihn gingen, kosteten Gore schließlich die Wahl. Bregman zieht einen knallharten Schluss aus dieser Geschichte.
„Betrachten Sie Gewinnen als moralische Pflicht.“
Solch eine Abwägung wie bei Nader hätte ich mir persönlich auch bei dem Philosophen Peter Singer gewünscht, dessen eugenischen Kommentare, die von Behindertenrechtsverbänden seit Jahrzehnten kritisiert werden, werden ausgeklammert. Bregman will einerseits NICHT utilitaristisch sein, andererseits scheint es dann doch wieder durch.
Generell macht ich Bregmans Stil und seine Schlussfolgerungen, manchmal stolperte ich aber doch. Ich verstehe zwar, warum er uns daran erinnert, dass wir manchmal kleinere Schritte gehen müssen, um das große Ziel zu erreichen. Sein Beispiel ist die Abolutionismusbewegung, die statt der Abschaffung der Sklaverei (großes Ziel) erst einmal die Abschaffung der Sklaventransporte forderte. Trotzdem werfen wir damit auch manchmal Leute unter den sprichwörtlichen Bus, wenn er z.B. von einer Illusion der Reinheit der Lehre schreibt. Ja, das kann sich im Klein-Klein verlieren, aber meist sind es dann doch die die immer gleichen Gruppen, die dann allzu oft übersehen werden.
„Moralische Ambition“ habe ich sehr gerne gelesen und auch viele tolle Anregungen mitgenommen, trotz einiger Schwächen. 4 von 5 Sternen.
Von Rudger Bregman kenne ich bereits „Im Grunde gut“ und ich bin hier bei seinem neuen Buch wieder total angetan, wie leicht und beschwingt es sich liest. Du hast die Welt noch nicht aufgegeben und willst dich einbringen, sie zu verbessern? Dann ist „Moralische Ambition“ total richtig für dich, denn es gibt Hoffnung und konkrete Tipps, wie du dich einbringen kannst.
„Wer einen Labrador, einen Tortenheber oder einen elektrischen Rasenmäher hat, ist in aller Regel ein hoffnungsloser Fall.“ Das ist an sich schon witzig, aber wer sich davon angegriffen fühlen sollte, den lädt er gleich ein: „Falls es Sie irritiert, das zu hören – was ich mir gut vorstellen kann – , beweisen Sie doch das Gegenteil.“ Also, krempelt die Ärmel hoch und macht mit.
Die Menschen, die uns Bregman vorstellt, haben oft den schwierigen Weg gewählt: Abolutionist*innen oder Kämpfer*innen in der Bürgerrechtsbewegung. Diese Menschen kommen aus ganz unterschiedlichen Berufen und wählten unterschiedliche Ansätze, um ihre Ziele einer besseren Welt zu erreichen. Ihre Lebenswege machen Mut. Wenn ihr euch bereits zivilgesellschaftlich engagiert, fühlt ihr euch nicht mehr so alleine. Und falls noch nicht, dann gibt das Buch einen kräftigen Schubs.
Inspirierend fand ich Bregman, dass er uns einlädt, auch immer wieder zu hinterfragen, wie wir unser Engagement am effektivsten einsetzen können. Er demaskiert auch verschiedene Ansätze und bleibt sehr zielgerichtet. Bregman wägt viel ab, sucht die Zwischentöne. Technologie brachte uns mit Atombomben, der Klimakrise und dem Artensterben haarscharf an den Rand der absoluten Katastrophe und doch zeigt Bregman auf, was Technologie, z.B. in der Krankheitsprävention, alles noch erreichen kann. Darum votiert er dafür, dass sich Leute aus allen Bereichen engagieren. Spannend fand ich, dass er Ralph Naders Bedeutung als Verbraucheranwalt feiert, der bahnbrechende Schutzgesetze in Gang setzte, um dann auch dessen größtes Scheitern nicht zu verschweigen: In der US-Präsidentschaftswahl zwischen George W. Bush und Al Gore zog sich Nader trotz eindringlicher Bitten Mitstreitender nicht zurück. Die Stimmen, die an ihn gingen, kosteten Gore schließlich die Wahl. Bregman zieht einen knallharten Schluss aus dieser Geschichte.
„Betrachten Sie Gewinnen als moralische Pflicht.“
Solch eine Abwägung wie bei Nader hätte ich mir persönlich auch bei dem Philosophen Peter Singer gewünscht, dessen eugenischen Kommentare, die von Behindertenrechtsverbänden seit Jahrzehnten kritisiert werden, werden ausgeklammert. Bregman will einerseits NICHT utilitaristisch sein, andererseits scheint es dann doch wieder durch.
Generell macht ich Bregmans Stil und seine Schlussfolgerungen, manchmal stolperte ich aber doch. Ich verstehe zwar, warum er uns daran erinnert, dass wir manchmal kleinere Schritte gehen müssen, um das große Ziel zu erreichen. Sein Beispiel ist die Abolutionismusbewegung, die statt der Abschaffung der Sklaverei (großes Ziel) erst einmal die Abschaffung der Sklaventransporte forderte. Trotzdem werfen wir damit auch manchmal Leute unter den sprichwörtlichen Bus, wenn er z.B. von einer Illusion der Reinheit der Lehre schreibt. Ja, das kann sich im Klein-Klein verlieren, aber meist sind es dann doch die die immer gleichen Gruppen, die dann allzu oft übersehen werden.
„Moralische Ambition“ habe ich sehr gerne gelesen und auch viele tolle Anregungen mitgenommen, trotz einiger Schwächen. 4 von 5 Sternen.