Endlich ein zweiter Band

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"Mord auf der Insel Gokumon" ist nach "Die rätselhaften Honjin-Morde" bereits der zweite, von Seishi Yokomizo verfasste Kriminalroman, der ins Deutsche übersetzt wurde. Auch hier ermittelt wieder Privatdetektiv Kosuke Kindaichi, allerdings im Jahr 1946. Dieser ist aus dem Krieg zurückgekehrt und soll auf der Insel Gokumon der Familie Kito die Nachricht vom Tod ihres Stammhalters und seines Kameraden Chimata überbringen. Das führt vor Ort zu großer Aufregung, denn ein anderer Zweig der Familie profitiert durchaus von dieser Entwicklung.

Die Handlung ist auf eine Art und Weise erzählt, die Authentizität suggerieren soll. Der unbekannte allwissende Erzähler kürzt Namen und Orte oft mit einem einzigen Buchstaben ab, so als wollte er die Identität der Beteiligten schützen, die nicht zum innersten Kreis gehören. Ein Personenregister zu Beginn hilft außerdem, den Überblick zu behalten - was bei der Fülle an Familienmitgliedern gar nicht so einfach ist. Noch dazu sorgt ein mysteriöser Brief von Chiamata für Verwirrung, ebenso wie Kindaichis Auftrag, den angeblichen Tod der drei Halbschwestern des Verstorbenen zu verhindern.

Äußerlich ist die Reihe ein echter Hingucker und erinnert an Plakate alter asiatischer Horrorfilme. Inhaltlich darf man, aufgrund des Alters der Texte des Autors, nicht alles auf die Goldwaage legen. Seine Frauenfiguren und Charaktere wie den "wahnsinnigen"Vater würde man so wohl heute nicht mehr schreiben. Dennoch ist die Reihe wunderbar unterhaltsam und vermittelt, wie das Leben in Japan zur damaligen Zeit für die Bevölkerung war.