Agatha Christie Flair in Japan

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bookiejulia Avatar

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Seishi Yokomizo hat mich mit seinem Kriminalroman ganz schön an der Nase herumgeführt! Wie auch die im deutschsprachigen Raum bereits sehr bekannten und beliebten Agatha-Christie-Krimis manövriert einen die Lektüre zum Mord auf der Insel Gokumon während des Lesens selbst in die Rolle der oder des Ermittelnden. Informationen sammeln, Eins uns Eins zusammenzählen, Mord aufklären. Wir erfahren dabei nicht mehr als auch der berühmte Detektiv Kosuke Kindaichi zu Sehen und Hören bekommt. Immer wieder erklärte ich den Fall für mich als sonnenklar und gelöst, doch letztendlich schien doch immer noch ein Puzzleteilchen zum Gesamtbild zu fehlen und am Ende musste ich zugeben, dass ich nicht auf die Lösung gekommen wäre. Also genau das, was ich mir von einem guten Detektivroman erhoffe.
Der NDR bezeichnet die Erzählweise des Autors als "unaufgeregt und angenehm altmodisch", was ich für mich nur bestätigen kann. Die Spannung entsteht allein durch das Rätsel selbst. Einige Inhalte sind bei diesem Roman, der bereits 1971 veröffentlicht wurde, allerdings auch unangenehm altmodisch. Damit meine ich die sehr misogynen Machtstrukturen und die dies wiederspiegelnden Frauenfiguren, welche allesamt mit einer fragwürdigen Moral und wenig Hirnschmalz ausstaffiert wurden.
Insgesamt ein sehr unterhaltsamer und fesselnder Detektivroman mit schaurigem Setting auf einer dünn besiedelten japanischen Insel voller Intrigen, Rätsel und natürlich Mord.