Mit dem Mörder im Weihnachtsexpress

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laberladen Avatar

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Darum geht’s:

Die Londoner Polizistin Roz ist gerade pensioniert worden und macht sich an Weihnachten mit dem Nachtzug auf nach Schottland zu ihrer hochschwangeren Tochter. Ein heftiger Wintereinbruch bringt fast den Zugverkehr zum Erliegen und auch der Christmas Express muss irgendwann im Tiefschnee vor umgestürzten Bäumen kapitulieren. Im warmen Zug mit genug Proviant lässt es sich eigentlich gut aushalten, bis Rettung kommt, doch ein Fahrgast wird tot aufgefunden und der Mörder muss noch unter ihnen sein. Roz sichert den Tatort und beginnt, Fakten zu sammeln.

So fand ich’s:

Die Fahrt im Luxuszug nach Schottland haben ihre Arbeitskollegen Roz zum Abschied geschenkt. Dass sie sie mitten in einen Mordfall schicken, konnte niemand ahnen.

Die Reisenden werden uns vorgestellt, während wir sie teilweise schon am Bahnsteig beobachten können. Und da ich wusste, es wird gleich gemordet, habe ich schon nach Verdächtigem Ausschau gehalten und versucht, mir möglichst viele Details zu merken. Bis der (erste) Mord geschieht, dauert es bis zur Mitte der Erzählung und man hat bis dahin schon ein paar Ideen, wer wieso zu einem Mord fähig wäre. Auch im Laufe der weiteren Handlung konnte man gut mitraten und Indizien interpretieren und das liebe ich an Krimis sehr.

Roz hat weder einen offiziellen Ermittlungsauftrag noch allzu große Lust, sich damit zu beschäftigen, denn ihre schwangere Tochter liegt einige Wochen zu früh in den Wehen und Roz zittert von kurzer Nachricht zu Nachricht, als es ihrer Tochter immer schlechter geht. Nachdem die Zugreisenden aber ohne Hilfe festsitzen und sie sich ablenken will, nutzt Roz doch ihre ermittlerischen Fähigkeiten mit Hilfe des gutaussehenden Staatsanwalts Craig.

Auch wenn der Titel ein wenig an Agatha Christies “Mord im Orient Express” erinnert und auch die eine oder andere kleine Anspielung in diese Richtung platziert wurde, ist der “Mord im Christmas Express” ein ganz moderner Krimi, in dem Videotelefonate und Livestreams an die Follower eine große Rolle spielen. Und – das sei als Warnung gesagt – cosy ist er nicht. Es geht um häusliche Gewalt und traumatische sexuelle Gewalterfahrung und das nicht zu knapp, so dass es für manche Personen zu einem Trigger werden könnte.

Mit der Auflösung war ich nicht ganz glücklich. Es ging mir am Ende ein bisschen zu schnell, es gab ein paar kleine Kopfschüttel-Momente und Details, die mir nicht gefielen. Es wurde aber ein wichtiges Thema behandelt und packend umgesetzt, es gab eine Gruppe interessanter und bunter Figuren, und nicht zuletzt hat mich die spannend geschriebene Handlung bei der Stange gehalten. Unterm Strich war “Der Mord im Christmas Express” zwar nicht überragende, aber doch gute Unterhaltung.