Neugierige kleine Myrtle

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alinescot Avatar

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Nachdem die Reihe um die kleine Detektivin Flavia de Luce von Alan Bradley geendet hatte und es keinen Nachschub mehr gab, war das schon ein trauriger Moment für mich. Irgendwie verabschiedet man sich da von Figuren, die man in den vielen Jahre lieben gelernt hat.
Und von allen Buchreihen mit jungen Detektivinnen die ich seitdem gelesen habe, kommt Myrtle Hardcastle Flavia am nächsten.
Myrtle ist nämlich mindestens genauso neugierig und hartnäckig wie ihre Vorgängerin. Sie stammt aus sehr gutem Hause, ihr Vater ist der städtische Staatsanwalt und sieht es nicht besonders gerne, dass Myrtle so ein großes Interesse an der Kriminalistik zeigt.
Deswegen wird sie ab und zu gezwungen Zeit mit gleichaltrigen Mädchen zu verbringen. Diese Nachmittage laufen aber nie so, wie es bei wohlerzogenen jungen Damen laufen sollte.

Myrtle hat eine Schwäche für Krimigroschenromane und würde es ihrem Lieblingsermittler, einer Figur aus ihren Krimis, gerne gleichtun.
Sie bekommt auch bald die Gelegenheit dazu, denn etwas stimmt im Garten von Miss Wodehouse nicht. Der Gärtner ist nirgendwo zu sehen, was schon sehr seltsam ist. Seltsamer jedoch ist die Abwesenheit der alten Dame, Miss Wodehouse, die sich über das Fehlen des Gärtners nicht lauthals beschwert. Kurz entschlossen alarmiert Myrtle die Polizei, und schon wimmelt es im Garten vor Beamten.
Natürlich glaubt die Polizei nicht an ein Verbrechen, Myrtle weiß es aber besser und nimmt die Ermittlungen auf.
Im Gegensatz zu Flavia, ist Myrtle nicht alleine auf sich gestellt. Stehts an Myrtles Seite ist die Gouvernante Miss Judson, die es ebenfalls spannend findet, einen Fall zu lösen. Zusammen sind die beiden ein tolles Team, auch wenn Miss Judson immer Sorge hat, der Vater könnte hinter die Eskapaden seiner Tochter kommen.

Die Stimmung im Buch ist insgesamt nicht so bedrückend, wie es oft bei Flavia der Fall war. Bei Myrtle zuhause geht es viel fröhlicher zu.
Der Humor kommt nicht zu kurz. Die Geschichte spielt in der viktorianischen Zeit und ich mochte die Atmosphäre richtig gerne.
Alles wird direkt aus Myrtles Sicht in der Ichform geschildert. Gelegentlich eingestreute Fußnoten vervollständigen ihre Beobachtungen.
Der Leser erfährt so auch nie mehr, als Myrtle gerade herausgefunden hat.
Den Fall selbst fand ich spannend, auch wenn ich am Ende ein wichtiges Detail erahnen konnte, gab es doch einige Wendungen die mich überraschen konnten. Ein paar von den Nebenfiguren fand ich so toll, ich hoffe wirklich sie in den nächsten Bänden wieder zu begegnen.

Doch, Myrtle hat mich überzeugt. Sie ist trotz Ähnlichkeiten keine zweite Flavia und das ist auch gut so, aber die beiden hätten sich bestimmt super verstanden.