Von einer kleinen neunmalklugen Ermittlerin

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justm. Avatar

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Myrtle Hardcastle ist 12 Jahre alt, für ihr Alter aber kleingewachsen, was das Leben im Jahr 1893 wahrscheinlich nicht weniger leicht macht. Dazu kommt, daß sie, anders als andere Mädchen ihres Alters (worauf ein ums andere Mal hingewiesen wird), sich für Verbrechensaufklärung und - man könnte schon fast sagen - Forensik interessiert.
Das kommt ihr zu Gute, als ihre Nachbarin eines Tages tot aufgefunden wird. Denn Myrtle ist von da an der Meinung diesen "Fall" unbedingt aufklären zu müssen.

So weit, so gut. Oder eben nicht. Je nachdem, wie man das Ganze sehen möchte.
Ich für meinen Teil fand Myrtle leider nicht einfach nur ziemlich intelligent, sondern tatsächlich schon fast neunmalklug und zum Teil auch einfach nur nervig.
Jugendliche Leser*innen könnten das aber wiederum richtig gut finden. Wer weiß das schon?

Abgesehen davon ist die Geschichte jedoch gut geschrieben. Auch wenn die immer wiederkehrenden Fußnoten teilweise überflüssig waren, dafür, meiner Meinung nach, an anderen Stellen gefehlt haben (z.B. wäre eine kurze Erklärung bzgl. Miss Borden, auf die ein paar Mal verwiesen wird, für viele Kinder / Jugendliche sicher hilfreich). Insgesamt bin ich nicht sicher, ob das Setting zum Ende des 19. Jahrhunderts bei der angepeilten Leserschaft wirklich so gut ankommt.

Immerhin ist der Kriminal-Fall gut aufgebaut und tatsächlich nicht von Anfang an total klar. Es gibt einige Irrungen und Wendungen, die ich als großen Pluspunkt hervorheben möchte.
Das Ende hingegen ist dann doch ein wenig hektisch und übereilt und das nur, um alle losen Enden zu einer schönen bunten Schleife zusammenzubinden. Da hätte man dann doch lieber an anderer Stelle der 336 Seiten Text sparen sollen.

Die Reihe ist im englischen bereits mit zwei weiteren Teilen fortgesetzt worden, von daher ist, wenn es auf dem deutschen Markt gut laufen sollte, der Nachschub bereits sicher.