Etwas blass

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lulu Avatar

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Der Krimi-Klassiker 'Mord in der Charing Cross Road' von Henrietta Hamilton wurde - fast 70 Jahre nach seinem ersten Erscheinen - bei Klett-Cotta übersetzt und neu aufgelegt. Meine Neugier war gleich geweckt, denn ich liebe die Romane von Agatha Christie mit ihrem ganz eigenen Charme, etwas kauzigen Charakteren und einer viel subtileren Art des Spannungs-Aufbaus als in den modernen, primär von Action geprägten Krimis.

Doch leider wurde ich bei der Lektüre enttäuscht: Die Protagonistin Sally und ihr Chef Johnny mühen sich redlich um die Aufklärung des Verbrechens und arbeiten in ihren Dialogen bei einer guten Tasse Tee gewissenhaft alle Beobachtungen und Zeitabläufe ab, dabei bleibt aber leider die Spannung auf der Strecke. Allein die Rekonstruktion der zahlreichen Gänge der verschiedenen Mitarbeiter durch das mehrgeschossige Haus zieht sich über mehrere Kapitel und viele Seiten, so dass ich geneigt war, in der Hoffnung auf neue Impulse einige Seiten zu überspringen. Das Amateurdetektiv-Duo Sally und Johnny bleibt trotz erwachender Liebesbeziehung blass und leidenschaftslos und die ermittelnden Beamten ebenso erfolg- wie gesichtslos.
Ich habe meine Zweifel, ob die angekündigte Übersetzung und Neuauflage der nächsten Bände dieser Reihe ein lohnendes Projekt für den Verlag wird.