Mädchenhändler, Minotaurus, Mord...

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Hannah Richter, eine junge Polizistin aus Köln nimmt an einem Austauschprogramm der EU teil, sie unterstützt die Kollegen der provenzalischen Polizei. Als ein Erhängter im römischenTheater in Orange aufgefunden wird, ist sie von einem Selbstmord nicht überzeugt. Sie beginnt auf eigene Faust zu ermitteln, obwohl ihr Vorgesetzter sie unbedingt davon abhalten will.
Auch bei einem weiteren Todesfall im Amphitheater von Nîmes ahnt sie, dass es sich auch hier nicht um einen Unfall handelt. Mit ihrer Bekannten Penelope und Serge, einem Freund stößt sie bei einem Picknick auf ein weiteres Opfer die dritte männliche Leiche an einem römischen Bauwerk. Sie vermutet auf Grund der Verfärbungen des Toten einen Giftmord. Mithilfe der Polizistin Emma kann Hannah heimlich Einsicht in forensische Ergebnisse erhalten
Lucien Aurelien ein Immobilienmakler und Mäzen des römischen Museums, verwitwet, gutaussehend und ein Frauenheld, kann die Finger nicht von jungen Mädchen lassen. Er erfährt, dass die drei Toten gute Freunde von früher waren und bekommt Angst, denn er war in seiner Jugendzeit der Boss ihrer Bande.
Hannah und Penelope können bei einem Spaziergang, die blutjunge Adriana die von einem Mädchenhändlerring in einem Chateau gefangen gehalten und missbraucht wurde, befreien. Ab hier beginnt es so richtig spannend zu werden. Hannah lässt sich nicht entmutigen und mit Hilfe Ihrer Freunde und eines Anagramms kommt sie der Person auf die Spur, die die Morde begangen hat. Die Geschichte weist auch romantische Aspekte auf, wobei ein Happy End offen bleibt.
Es sind insgesamt drei Einschübe vorhanden, die in kursiver Schrift den Minotaurus zum Inhalt haben, mit dem es in dem Roman eine besondere Bewandtnis auf sich hat. Unter den einzelnen Kapiteln ist das Datum angegeben. Die Personen sind gut beschrieben und charakterisiert, ich konnte mir die Protagonisten sehr gut vorstellen. Die sprachliche Gestaltung ist im Bezug auf die Zielgruppe angemessen. Die Handlung ist größtenteils nachvollziehbar und schlüssig. Die Geschichte lebendig zu erzählen ist der Autorin sehr gut gelungen, da sie als Stilmittel französische Phrasen und wörtliche Rede verwendet. Das Werk lässt sich flüssig lesen und ich fühlte mich gut unterhalten.
Es hat mir nicht gefallen, dass sich Åslund zu vieler Klischees bedient – stolze französische Polizisten haben es nicht nötig, sich von einer deutschen Kommissarin, noch dazu von einer Frau, bei der Lösung ihrer Kriminalfälle helfen zu lassen. Des Weiteren stört mich, dass es den Eindruck erweckt in Frankreich werden alle Mordfälle als Unfälle oder Suizide deklariert, weil die Polizei unfähig ist oder einfach keine Aufklärungsarbeit damit haben will. In großen Abschnitten agiert die Hauptprotagonistin sogar gegen den ausdrücklichen Befehl ihres Vorgesetzen auf eigene Faust, verhört im Alleingang die Angehörigen der Opfer und ist ständig ohne einen Führungsbeamten unterwegs, wobei sie sich natürlich schlussendlich noch in Gefahr begibt.
Besonders gut fand ich die Beschreibung der Landschaft, es macht richtig Lust auf einen Urlaub in der Provence, gutes Essen tolle Weine, alles duftet und schmeckt nach Kräutern. Die Autorin hat es geschafft, mich beim Lesen nach Frankreich zu versetzen. Sehr gelungen war auch die Beschreibung der römischen Anlagen und Bauwerke im Setting.
Trotz einiger Kritikpunkte ein insgesamt spannender und schlüssiger Kriminalroman. Besonders geeignet für Leser die die Provence mögen oder sich für römische Geschichte interessieren.