Teilweise leider zu detailverliebt

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chrischid Avatar

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Hannah Richter geht nicht nur in ihrer Arbeit als Kommissarin voll und ganz auf, sondern auch wenn es um ihre zweite große Leidenschaft, die römische Geschichte, geht. Umso erfreuter ist sie, als sie auf Grund eines Austauschprogramms in ein kleines Städtchen in der Provence versetzt wird. Schnell muss sie hier jedoch lernen, dass ihre Meinung und eigenständiges Denken nicht unbedingt gefragt sind. Weil sie eine Frau ist?
Als ein Toter im römischen Theater in Orange gefunden wird, ahnt Hannah sofort, dass es kein Selbstmord war. Da sie sich allerdings nicht auf die Unterstützung ihres momentanen Chefs verlassen kann, beginnt sie alleine zu ermitteln und stößt dabei auf ein unglaubliches Geheimnis...

Frauen haben es beruflich in gewissen Positionen nach wie vor nicht leicht, stellt sich nur die Frage, ob Männer wirklich glauben sie seien qualifizierter oder ob sie einfach Angst um ihren Status haben. Hannah Richter lässt sich von dem Machtgehabe ihres Chefs nicht einschüchtern, wägt aber immer genau ab wem gegenüber sie welche Vermutungen äußert, um keine allzu schwerwiegenden Konsequenzen fürchten zu müssen. Dennoch folgt sie geradewegs ihrer Intuition und Erfahrung bei der Mordkommission, um die vorliegenden Todesfälle nicht zu früh zu den Akten z legen, zumindest nicht, solange sich Unstimmigkeiten erkennen lassen.

Der erste Fall für Hannah Richter startet vielversprechend. Allerdings zeichnet sich relativ früh ab, dass die Autorin sehr viel Wert auf Details legt. An sich ein positiver Aspekt, jedoch folgen daraus immer ausschweifendere Erklärungen und Exkurse in römischer Geschichte, so dass die eigentlich Kriminalhandlung vollkommen aus dem Blickfeld verschwindet, ebenso wie die Spannung. Erst in der zweiten Hälfte lassen die langwierigen Passagen nach und das Tempo wird deutlich angezogen. Auch ist hier nun wieder Platz für eigene Rückschlüsse, die der Leser zweifelsohne zieht, denn es wird nicht mehr alles bis ins kleinste Detail erläutert und möglicherweise sogar vorweggenommen.

Die richtige Balance zwischen Spannungselementen und weiterführenden Informationen zu finden ist nicht immer leicht. Schnell steigert man sich in Aspekte hinein, die womöglich nicht hilfreich oder zielführend sind, so dass der rote Faden verloren gehen kann. Trotz recht zäher erster Hälfte gelingt der Autorin hier der Umschwung, so dass man gerne noch mehr über Hannah Richter erfahren und weitere Fälle mit ihr lösen möchte.