Idyllischer Regionalkrimi mit Herz und Charme

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
april1985 Avatar

Von

Als Moiras Vater einen Schlaganfall erleidet, kehrt die Übersetzerin in ihr ehemaliges Heimatdorf Montagnola im schweizerischen Tessin zurück, um diesem ein bisschen unter die Arme zu greifen. Ungefähr zur gleichen Zeit wird in einem alten Eiskeller im Umland Montagnolas die Leiche eines Mannes gefunden. An den polizeilichen Ermittlungen ist auch Moiras ehemalige Jugendliebe, der leitende Rechtsmediziner Luca, beteiligt, welcher Moira bittet bei den anstehenden Befragungen der Zeugen als Dolmetscherin am Fall mitzuarbeiten. Moira sagt zu und kommt dabei nicht nur dem mittlerweile verheirateten Familienvater Luca wieder näher, sondern gerät auch ins Visier des Täters.

Mascha Vassena konnte mich schon mit ihren früheren Werken begeistern. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass endlich ein neues Buch aus ihrer Feder entsprungen ist; noch dazu der Auftakt einer Krimireihe. Mit ihren großartigen, sehr bildhaften und authentischen Beschreibungen von Land und Leuten, habe ich mich schnell im verschlafenen Nest Montagnola heimatlich gefühlt, mir gedanklich im Dorfgasthaus das eine und andere Gläschen Wein gegönnt und mit Moiras Vater Ambrogio Honig geerntet. Außerdem bin ich ein kleines bisschen auf Hermann Hesses Spuren gewandelt.

War der Prolog noch sehr brutal und blutig und hat eher an einen Thriller erinnert, hat sich Mord in Montagnola im weiteren Verlauf zu einem ruhigen Regionalkrimi mit viel Lokalkolorit entwickelt, der den Fokus vorallem auf die Charaktere legt. Der Spannung hat dies aber keinen Abbruch getan. Im Gegenteil, ich fand es toll Moira bei "ihren Ermittlungen" zu begleiten. Teilweise war es zugegebenermaßen etwas unglaubwürdig, aber ich verzeihe solche Dinge gerne, wenn sie der Handlung dienlich sind und auch schlüssig erklärt werden. Und das ist Mascha Vassena definitiv gelungen. Und so durfte ich die alleinerziehende Mutter einer Tochter bei einigen nicht ganz so legalen Aktionen zur Beweiserbringung begleiten. Ich habe mit Moira gemeinsam über Theorien gebrütet, nur um diese dann wieder zu verwerfen und mich mit ihr gemeinsam in der einen und anderen Sackgasse verrannt.

Neben den sehr gemütlichen Ermittlungen lernen wir vorallem die weiteren Charaktere, wie z.B. den smarten Gerichtsmediziner Luca, Moiras sturen, aber sehr liebevollen Vater Ambrogio und auch ihre Mutter und Tochter, welche beide in Frankfurt zurück geblieben sind, kennen. Es ist eben nicht nur der Kriminalfall, der das Buch so interessant macht, sondern auch die privaten Einblicke und Verstrickungen. Und während der Mordfall nach einem nervenaufreibenden Showdown zufriedenstellend gelöst wurde und alle Puzzlestückchen ihren Platz gefunden haben, bleiben einige Dinge aus dem Privatleben der Charaktere offen. Da muss ich mich wohl in Geduld üben bis der zweite Band erscheint.

Fazit:

Mord in Montagnola ist ein gemütlicher Regionalkrimi, der mich ins malerische Tessin entführt hat und den Auftakt einer Reihe bildet. Der Schreibstil ist toll, sehr unkompliziert und flüssig, der Kriminalfall spannend und die Figuren, welche eindeutig im Fokus stehen, sind sehr authentisch.

Ich freue ich schon auf ein Wiederlesen mit Moira, Luca, Ambrogio und Co. und kann dir diesen Reihenauftakt wirklich sehr empfehlen.