It’s complicated – beschwerliche und emotionale Ermittlungen im Tessin

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Weil ihr Vater erkrankt ist, und sie sich um ihn kümmern will, reist die Übersetzerin Moira Rusconi in ihr Heimatdorf Montagnola im Tessin. Schon kurz nach ihrer Ankunft wird in einer Nevèra, einer Art Eiskeller, eine männliche Leiche gefunden.
Doch nicht nur das. Moira trifft auch ihre alte Jugendliebe Luca Cavadini wieder. Luca arbeitet als Rechtsmediziner in Montagnola und durch einige Umstände wird Moira als Übersetzerin bei den Zeugenbefragungen im Mordfall angestellt. Doch die Ermittlungen in der eingeschworenen Dorfgemeinde gestalten sich als schwierig. Und was haben Moiras Vater und Hermann Hesse mit dem Ganzen zu tun?

Cover und Schreibstil:

Das Cover von „Mord in Montagnola“ ist schlicht, aber wunderschön. Vor allem die Grundfarbe des Covers, ein helles Türkis, hat es mir angetan. Insgesamt macht das Buch einen hochwertigen Eindruck.

Mascha Vassenas Schreibstil ist flüssig und außergewöhnlich gut zu lesen. Man erfährt nebenbei auch interessante Dinge über das Dorf Montagnola, die Umgebung und die Menschen, die dort leben:

„Aber an uns Tessiner kommt man sowieso schlecht heran. (…) Man könnte ja herausfinden, dass wir nicht perfekt sind. Die makellose Fassade ist das Wichtigste.“ (Paperback, unverkäufliches Leseexemplar, Seite 139).

Fazit und Leseempfehlung:

„Mord in Montagnola“ lebt von der charismatischen Hauptprotagonistin Moira. Diese stolpert mehr oder weniger in die polizeilichen Ermittlungen hinein, was ich persönlich eigentlich als relativ unangenehm konstruiert empfunden habe. Nach diesem ersten nicht allzu guten Eindruck konnte ich dieses Buch jedoch tatsächlich kaum noch aus den Händen legen, so gefesselt war ich von der Handlung und den Protagonisten.

Moira jedenfalls ist sympathisch und kreativ – und ein wenig zu neugierig. Noch dazu gibt es ihren herrlich schrulligen Vater, der sich keineswegs in der Art betreuen lassen möchte, wie es eigentlich geplant war. Moira selbst hat in ihrer Vergangenheit Traumatisches erlebt und muss ständig gegen dieses Trauma ankämpfen.
Luca, mit dem Moira tatsächlich auch ein bisschen anbandelt, bleibt in seiner Darstellung ein wenig schwach. Über Luca hätte ich gerne noch mehr erfahren.

„Mord in Montagnola“ ist ein lesenswerter Regionalkrimi mit einem überraschenden und schlüssigen Ende, der es schafft, auch ohne viel Blut spannend zu sein. Aber: Wenn es das Konzept ist, dass Moira immer wieder mal in einen Fall hineinstolpert, sollte die Autorin dies meiner Meinung nach ein wenig geschickter gestalten. Und ja, ein bisschen weniger über Katzen dürfte es in einem nächsten Band auch sein.
Nichtsdestotrotz hat Mascha Vassena mit mir einen neuen Fan gefunden und ich würde mich freuen, wenn es noch mehr Fälle mit Moira geben würde.

Ich vergebe für „Mord in Montagnola“ vier Sterne und empfehle diesen Krimi allen, die wie ich Regionalkrimis mögen.

Die Dauerleserin