Therapeutin auf Abwegen

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Lilli Pabsts Roman "Mordscoach" ist eine ungewöhnliche Mischung aus Krimi und psychologischer Betrachtung. Die Geschichte handelt von Sophie, einer Psychotherapeutin, die nach einem impulsiven Mord an der Geliebten ihres Mannes in eine Spirale von weiteren Morden gerät.

Ihre Handlungen sind dabei sowohl rational als auch absurd. Sie reflektiert ihre Taten psychologisch, bleibt jedoch moralisch distanziert. Die Opfer, allesamt unsympathische Personen, werden zwar als fragwürdige Charaktere dargestellt, doch das Buch verzichtet auf eine tiefere ethische Auseinandersetzung mit der Frage von Schuld und Gerechtigkeit.

Der Schreibstil ist flüssig, leicht lesbar und in einer eher sachlichen, fast distanzierten Sprache gehalten. Diese Sachlichkeit steht im Kontrast zu Sophies inneren Ausbrüchen und psychologischen Eigendiagnosen, was einen gewissen Reiz bietet. Sophies Gedankenwelt, geprägt von Selbstironie und schwarzem Humor, sorgt für einige amüsante Momente und macht sie trotz ihrer Taten zu einer interessanten Figur.

Die Stärke des Buches liegt in seiner Kurzweiligkeit. Es bietet Unterhaltung ohne viel Mitdenken zu fordern. Die psychologischen Ansätze, die Sophies Perspektive als Therapeutin einfließen lassen, sind originell und bieten interessante Einblicke. Gleichzeitig leidet die Handlung jedoch unter mangelnder Plausibilität. Sophies Morde verlaufen fast schon zu reibungslos, der ermittelnde Polizist ist praktischerweise unfähig.

Spannung kommt trotz der Mordserie selten auf, da die Taten vorhersehbar und wenig überraschend sind. Zudem bleibt die moralische Dimension weitgehend unbeleuchtet, was das Buch zwar leicht verdaulich, aber auch oberflächlich macht.

Insgesamt ist "Mordscoach" weder ein herausragendes Meisterwerk noch ein völliger Fehlschlag. Es ist ein unterhaltsames, schnell zu lesendes Buch mit schwarzem Humor und einer ungewöhnlichen Perspektive. Ein Buch, das kurzweilige Unterhaltung bietet, aber kaum länger nachhallt.