Morgen bist du noch da

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
anonymous Avatar

Von

Die Ich-Erzählerin ist die 42-jährige Lio, die sich als Künstlerin eine Existenz in Berlin aufgebaut hat. Sie ist zufrieden mit ihrem Leben, bis sie von ihrem verheiratetem Liebhaber schwanger wird und außerdem ihre Mutter nach Jahren zum ersten Mal bei einer ihrer Ausstellungseröffnungen wiedersieht. Sie beginnt, ihre Kunstwerke zu hinterfagen und macht sich Gedanken über ihre Vergangenheit, denn sie weiß nicht, wer ihr Vater ist. Ihre Mutter möchte es ihr auch jetzt nicht erzählen und wird es auch nicht mehr tun können: Nach dem Gespräch darüber erleidet sie nachts einen Schlaganfall. Also macht Lio sich selbst auf die Suche, was sie herausfindet, stellt ihr Leben auf den Kopf.

 

Mein Eindruck der Leseprobe:

Während Gegenstände bis ins kleinste Detail beschrieben werden, bleiben die Charaktäre grob skizziert. Es herrscht eine gewisse Oberflächlichkeit, die hoffentlich noch in die Tiefe geht.

Was mich wie immer an diesem Genre stört, ist die aufgesetzte Beiläufigkeit, mit der Wohnung und Lebensinhalt beschrieben werden: es muss hip sein und bewundernswert. Gleichzeitig soll es aber keinesfalls so wirken, als ob man genau das mit der Beschreibung erzielen wollte. Ein bisschen traurig find ich das.

Ein Rätsel sind mir die Beschreibungen der Vergangenheit: Mutter und Tochter leben mit anderen versteckt auf einem Dachboden. Das ganze erinnert einen natürlich an Judenverfolgung, doch dann müsste der Roman in den späten 80ern spielen, wenn Lio das Kind ist. Wenn das so ist, dann hat die Autorin nicht geschafft, dass ich in das Setting reinkomme.

Eine weitere Möglichkeit ist, dass die Geschichte der Mutter so weit aufgerollt wird, dann tun sich aber merkwürdige Parallelen zwischen Mutter und Tochter auf.

Für mich ist nach dieser Leseprobe alles drin, der Roman könnte ein totaler reinfall werden, aber ebenso eine wunderbare Geschichte erzählen.