Morgen bist du noch da

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msl_kl Avatar

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Lioba ist 42 Jahre alt, von ihrem Liebhaber schwanger und Künstlerin. Bei ihrer Ausstellung trifft sie ihre Mutter seit Jahren mal wieder. Diese verhält sich so garstig wie immer. Doch dann erleidet die Mutter einen Schlaganfall und Lioba muss nach Köln in deren Wohnung um ihr Sachen zu holen. Dort angekommen erinnert sich Lioba an ihre Kindheit. Aufgewühlt von den ganzen Erinnerungen würde sie gerne wissen, wer ihr Vater ist und findet beim stöbern in der Wohnung Dinge aus der Vergangenheit ihrer Mutter, die sie sehr mitnehmen. Sie macht sich auf die Reise durch die Vergangenheit und klappert so einige Stationen ihrer Mutter ab, als diese noch jung war. Anscheinend ist alles ganz anders, als Lioba gedacht hat.

Ich hatte erwartet, einen seichten Frauenroman zu lesen. Doch schon nach kurzer Zeit wurde das Buch sehr tiefgründig und erzählt doch eher eine Familiengeschichte, die im Nazireich ihren Anfang nahm. Das Buch ist in zwei Handlungsstränge unterteilt. Einmal Lebenserinnerungen aus der Nazizeit und dann aus der aktuellen Sicht Liobas. Lioba wirkte am Anfang auf mich sehr durchgeknallt und auf dem Selbstfindungstrip. Jedoch wurde sie im Laufe des Buches nachdenklicher und mit der Auflösung ihrer Familiengeschichte auch gefestigter, so dass sie endlich Entscheidungen treffen kann, die Hand und Fuß haben. Mila Lippke schreibt mit sehr viel Fingerspitzengefühl und die Erinnerungsfetzen aus der Vergangenheit passen perfekt hinein, so dass die Geschichte am Schluss ein rundes Ganzes ergibt. Ich bin sehr positiv von dem Buch überrascht und es hat mich doch nachdenklich gestimmt, aber gleichzeitig habe ich mich auch gut unterhalten gefühlt.