Morgen bist du noch da, Mama.

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Als Lioba (42, Künstlerin, Single) erfährt, dass sie von ihrem Liebhaber Dominic schwanger zu sein scheint, ändert sich alles. Aus einer unbestimmten Laune heraus, fragt sie ihre Mutter auf ihrer Kunstausstellung, wer ihr Vater sei, weil sie dies nie erfahren hat. Das Vaterthema war immer ein Tabu in ihrer Kindheit und nach dem Schlaganfall ihrer Mutter wird es das wohl auch bleiben. Lio fährt nun in ihre Heimat nach Köln zurück, um die Sachen ihrer Mutter zu ordnen und wühlt da nun in der Vergangenheit herum. Auf dieser Reise in die Vergangenheit trifft sie ihre ehemalige, beste Freundin, ihren Ex-Freund und viele aufgestaute Gefühle für ihre Mutter und diesen unbändigen Wunsch nach einem Vater. Nach und nach entdeckt sie mehr über ihre Mutter, findet Dinge heraus, die sie nie geahnt hätte und lüftet schließlich das größte Geheimnis ihrer Mutter.
Zwischendurch versucht sie ihrem verheirateten Liebhaber immer wieder klar zu machen, dass sie schwanger ist und sie sein Kind, sein eigen Fleisch und Blut erwartet. Doch schon von Anfang an der Affäre hat Dominic ihr klar gemacht, dass er sich nie von seiner Frau trennen wird. Und so bleibt es auch. Lio merkt, dass sie ihn loslassen muss, aber sie hat vor, dass ihr Kind erfährt, wer der Vater ist.
Durch das noch ungeborene Kind zerstreitet sie sich auch mit ihrer besten Freundin Tetra, die seit Jahren den Kinderwunsch innehat, durch eine Fehlgeburt jedoch sehr empfindlich bei diesem Thema ist. Letztendlich ist Lioba die Freundschaft aber so wichtig, dass sie alles daransetzt, um sie zu retten.

Durch die zwei verschiedenen Perspektiven der Gegenwart und der Vergangenheit wird man sehr in die aufwühlende Geschichte zwischen Tochter, Mutter/Schwester und Großmutter hineingerissen. Was zu Anfang also verwirrte, klärt sich zum Schluss. Je mehr Lioba über die Vergangenheit herausfindet, desto mehr erfährt auch der Leser durch die Vergangenheitsschnipsel.


Das Buch ist sehr interessant geschrieben und man erfährt erneut etwas über die Nazizeit und die Gefühle, die tiefe Trauer, aber auch das zwischenzeitliche Glück, das die Menschen damals innehatten. Auch wenn das Thema schon oft durchgekaut wurde, ist dieses Buch jedoch noch etwas anderes, da Lioba zunächst gar nicht wusste, dass ihre Großmutter Jüdin war und in einem KZ ums Leben gekommen ist.
Ich persönlich konnte mich schlussendlich sehr gut in Lioba, Tetra und auch die Mutter hineinversetzen und habe lange mitgefiebert, wie das alles enden wird. Das große Geheimnis konnte ich mir allerdings schon eher zusammenreimen.

Die Geschichte ist auch durch die verschiedenen Kapitel sehr flüssig. Man muss sich zwar zunächst ein wenig hineindenken können, aber spätestens ab der Hälfte des Buches ist man drin. Eine spannende, mitfühlende, teilweise auch sehr traurige Geschichte, die aber glücklicherweise ein schönes und angenehmes Happy End hat.