Ein Thriller der doch recht verwirrend und vielschichtig gestaltet ist

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aly53 Avatar

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Ich bin ein großer Fan der Marina Esposito und Phil Brennan Reihe von Tania Carver.
Daher habe ich auch voller Ungeduld dem 5.Band entgegengefiebert.
Der Prolog ging es auch schon sehr gut los. Auch wenn ich zunächst nicht wirklich wusste, was es eigentlich zu bedeuten hatte.
Kurz darauf wird die Leiche einer stark geschminkten Frau gefunden. Sie saß an einem Tisch, wie eine Puppe zurechtgemacht. Alles wirkte künstlich und völlig surreal.
Dieses Opfer entpuppte sich kurz darauf als ein Transvestit, der grausam verstümmelt wurde.
Dieser Fall nimmt ungeahnte Dimensionen an, dabei fördert das Kopfkino das eigentliche Horrorszenario zutage.
Denn was sich hinter alledem verbirgt ist wirklich grausam und kaum vorstellbar.
Phil steht jedoch zunächst vor einem Rätsel.
Er und Marina haben einen Neuanfang in Birminham gewagt.
Phil hat ziemlich mit seiner neuen Truppe zu kämpfen, denn wirklich Fuss kann er nicht fassen, da ihm größtenteils Ablehnung widerfährt.
Und auch Marina scheint nicht glücklich zu sein. Sie ist an einer neuen Uni und macht gleich die doch etwas seltsame Begegnung mit einem Kollegen.
Er tritt ihr etwas zu nahe und dadurch gibt es einige Verwirrungen und Missverständnisse.
Der Fall an sich, ist ziemlich harte Kost, wenn man die Reihe jedoch kennt, so ist es hier doch relativ human und wenig brutal gestaltet.
Dennoch ist es trotzdem nichts für zarte Gemüter.
Kurz nach dem ersten Leichenfund spitzt sich die Lage langsam aber sicher zu und weitere Morde geschehen. Jedoch wird dies meist aus der Tätersicht geschildert.
Was jedoch erstmal in große Verwirrung stürzt ist, wir erfahren hier ziemlich viele Perspektiven. Man sollte meinen Phil und Marina machen den Großteil dieser Sichtweisen aus, dem ist jedoch nicht so.Wir erfahren viel aus der Täterperspektive und einigen von Personen, die noch etwas im unklaren bleiben.
Doch nach und nach bildet sich eine Struktur heraus.
Die Personen bekommen immer klarere Formen.
Durch einige Wendungen schafft es das Autorenduo den Leser zunächst zu verwirren, da man immer wieder in verschiedene Richtungen geschickt wird.
Dennoch fand ich es ziemlich vorhersehbar.
Das Ende hatte ich zwar nicht haargenau so vorausgesehen, dennoch überraschend war es für mich nicht.
Auch hier werden uns wieder sehr genau die Abgründe der menschlichen Seele präsentiert.
Man erfährt wie tief sie gehen können und auch was Erlebnisse aus Menschen machen können.
Was Schmerz und Trauer für Folgen hat.
Aber auch die Vergangenheit spielt hier eine nicht unerhebliche Rolle.
Die Ermittlungsmethoden waren mir etwas zu ungenau und auch zu wenig, das hätte man gern ausbauen können.
Auch bei den vielen Perspektiven wurde meiner Meinung nach, zu oft abgeschweift, dadurch sind einige Längen entstanden, die vermieden hätten werden können.
Was mich persönlich etwas traurig gemacht hat, wir erfahren sehr wenig aus dem Privatleben von Phil und Marina. Sie waren für mich immer der Mittelpunkt des Geschehen. Aber hier wirkten sie als nichts halbes und nichts ganzes. Sie bildeten keine Einheit, ich vermisste das Zusammenspiel doch sehr.
Aber auch wie in den vorherigen Bänden geraten beide in brenzlige Situationen.
Werden sie daran wachsen und es überstehen?
Durchweg war das Buch recht spannend gehalten, jedoch so richtig gepackt hat es mich erst gegen Ende des Buches, was wirklich schade ist.
Der Abschluss verlief sehr explosiv und adrenalingeladen.
An sich hat mir die Grundidee für dieses Buch sehr gut gefallen, die Umsetzung hatte jedoch einige Schwächen. Ich denke einfach, da wäre weniger mehr gewesen. Allein schon was die Perspektiven betrifft.
Die Charaktere wirkten jedoch authentisch und hatten ein Gesicht. Man konnte sich die Szenerie sehr gut vorstellen. Dadurch fiel es doch recht leicht, ein Teil des Ganzen zu werden.
Emotional hat es mich leider nicht sehr berührt. Es gab zwar Momente in denen ich wirklich mitgefiebert und mitgezittert habe, aber mehr leider auch nicht.
Wie schon erwähnt erfahren wir verschiedene Sichtweisen, je nachdem wer gerade im Zentrum des Geschehens liegt. Dadurch kann man zwar ihr Handeln und Fühlen gut nachvollziehen, jedoch gewinnen sie dadurch nicht an mehr Tiefe.
Der Schreibstil ist fließend und stark einnehmend. Ich hatte etwas am Buch zu knabbern, da ich nicht so recht voran kam. Durch die Längen, musste ich es immer wieder beiseite legen.
Das Buch ist in 5 Teile aufgeteilt, die einzelnen Kapitel haben eine normale Länge.
Das Cover ist gut gewählt. Jedoch finde ich den Originaltitel passender.

Fazit:
Ein Thriller der doch recht verwirrend und vielschichtig gestaltet ist.
Spannend von Anfang bis Ende, jedoch gibt es einige Längen.
Mich hat dieser 5. Band der Marina Esposito und Phil Brennan Reihe doch etwas enttäuscht.
Es gab zu wenig klare Formen und die Charaktere hatten einfach zu wenig Tiefe.
Ich weiß das es das Autorenduo besser kann, daher hoffe ich, daß der 6. Band wieder besser werden wird.
Dennoch empfehle ich das Buch weiter, denn ich denke, andere Leser könnten wiederum begeistert sein.
Man kann diesen Band auch unabhängig von den anderen Bänden lesen. Jedoch ist es besser, die Vorgeschichte und Entwicklung von Marina und Phil zu kennen.
Ich vergebe 3 von 5 Punkten, weil es spürbare Schwächen aufweist.