Morgen früh, wenn du willst???

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Birmingham…ausgerechnet hier wagen Phil Brennan und seine Frau Marina Esposito einen Neuanfang. Vor acht Monaten hat ihr ohnehin schon turbulentes Leben, durch eine Bombenexplosion, die Entführung ihrer gemeinsamen Tochter, den Tod des Opas und durch Phil’s Koma eine dramatische Wendung genommen. In ihrem alten Zuhause und in ihrer gewohnten Umgebung fiel ihnen sprichwörtlich das Atmen schwer. Als Marina dann ein Angebot aus Birmingham erhält, muss sie Phil nicht allzu lange überreden mit ihr und der Tochter gemeinsam dorthin zu ziehen. Obwohl es Marinas Heimatstadt ist, hat sie sehr gemischte Gefühle, die durch dramatische Geschehnissen in ihrer Kindheit zu erklären sind. Die Arbeit als Dozentin erfüllt wider Erwarten und sie blüht regelrecht auf, ganz im Gegensatz zu ihrem Mann. Phil kann sich nur schwer an seine neue Umgebung und an sein „Team“ gewöhnen. Besonders ein Kollege macht ihm das Leben ein bisschen schwer. Detective Sergeant Ian Sperring lässt ihn bei jeder Gelegenheit auflaufen, insgeheim denkt Phil, dass Ian mit der Wahl ihn als Vorgesetzteneinzusetzen, nicht einverstanden ist, da er selbst Ambitionen auf diesen Job hatte. Nun steht Phil an einem neuen Tatort in einer neuen Stadt und auch hier öffnet sich die Pforte zwischen Alltagswelt und der Welt der Alpträume. Sein neuester Fall ist bizarr, die Tote sitzt in einer Wohnung die buchstäblich einem kitschigen Puppenhaus gleicht und auch sie selber ist so ausstaffiert worden. Währenddessen bekommt auch Marinas Euphorie einen argen Dämpfer, denn bei der Weihnachtsfeier des Instituts wird sie sehr stark von Ihrem Kollegen Hugo Gwilyn bedrängt. Gwilym ist der unangefochtene Star der Fakultät, hat er es doch durch seine Bücher und diverse Fernsehauftritte zu einer gewissen Berühmtheit gebracht. Ein Umstand den Marina nicht so recht verstehen kann, denn die Theorien ihres Kollegen decken sich in keiner Weise mit ihren Ansichten und Erfahrungen. Als sie am nächsten Morgen fast ohne Erinnerungen an den vorangegangenen Abend erwacht und Hugo sie unmissverständlich drohend zu einen Kaffeebesuch zwingt, ist sie in heller Aufregung. Was ist an dem Abend passiert, laut Hugos schlüpfriger Andeutungen muss sie vom Schlimmsten ausgehen. Hat sie Phil betrogen?

Seit dem ersten Buch ist das Autorenduo unter dem Pseudonym „Tanja Carver“, ein Garant für nervenzerreißende Thriller. Auch dieser steht seinen Vorgängern in nichts nach. Außergewöhnlich an der Reihe um Brennan und Esposito sind die in aller Regel bizarren Morde und deren spektakuläre Aufklärung. In „Morgen früh, wenn du willst“ laufen die Erzählstränge parallel, auf der einen Seite werden in Birmingham eine Reihe sehr brutaler Morde begangen, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Auf der anderen Seite kommen diesmal viele psychologische Aspekte, hier insbesondere die Kraft der gezielten Einflussnahme auf das Verhalten, zur Sprache. Sehr gut herausgearbeitet finde ich dies in Bezug auf die Protagonistin Marina, trotz ihres Berufes und ihrer Erfahrung mit psychisch auffälligen Tätern, ist sie den Manipulationen ihres Kollegen zum Anfang nicht gewachsen. Sie lässt sich so stark beeinflussen, dass selbst die Beziehung zu ihrem Mann sich verändert. Natürlich hat das wiederum Einfluss auf seine Ermittlungen. Die These die diesmal hinter der Mordserie steckt wirkt auf den ersten Blick zwar etwas unglaubwürdig, jedoch gibt es tatsächlich Parallelen zur Realität. Tanja Carver erwähnt hier nicht nur den „Kannibalen von Rothenburg“ sondern ich könnte mir durchaus vorstellen dass diese reale (absolut abscheuliche) Tat das Autorenduo inspiriert hat. Ein überaus fesselnder, mit vielen Wendungen und Spannungsbögen gespickter Thriller. Hier kann man wirklich von einem Pageturner sprechen!
Kleine Mängel, die sich aber nicht auf die Bewertung schlagen sind die Covergestaltung, hier halte ich die Farbe nicht ganz angemessen für einen Thriller, und den Titel des Buches. Den konnte ich beim besten Willen nicht mit den Geschehnissen in Verbindung bringen.