Maßeinheit für Schmerz

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borstelmaus Avatar

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Dieser Roman hat mich tief berührt. Zugleich bin ich fassungslos, wie wenig ich tatsächlich über die Geschichte Albaniens wusste, die hier mit Kajan und seinem Schicksal greifbarer wird. Schon der sehr persönliche Auftakt des Autors gibt einen kleinen Einblick, wie weitreichend das Leben des Einzelnen unter dieser Diktatur beeinträchtigt gewesen sein muss. Das Leid ist so vielfältig und geht wirklich unter die Haut.
Ermal Meta beschreibt das Leben von Kajan in diversen Abschnitten, angefangen im Kindesalter mitten im zweiten Weltkrieg bis Anfang der Neunziger Jahre zum Fall der Sowjetunion. Der rote Faden für Kajan bleibt dabei immer die Musik und sein geliebtes Klavierspiel. Kajans Leben dagen scheint wie ein Ball hin und her geworfen zu werden, komplett ohne sein eigenes Zutun. Wem kann er vertrauen, wer ist ein Feind? Er gerät immer wieder zwischen diverse Fronten und sucht doch nur seinen eigen Frieden zu finden. Die Erfahrungen und Erlebnisse, die er dabei leider machen wird, gehen unter die Haut, obwohl die Beschreibungen sicher nur an der Oberfläche bleiben.
Der Roman ist in sechs Teile gegliedert, die jeweils einen Abschnitt auf Kajans Reise durch das Leben beschreiben. Brombeerzweige bilden den Übergang in einen neuen Teil und tauchen auch im Verlauf der Handlung wieder auf. Dieses Design finde ich in Verbindung mit dem Cover gut gelungen. Ebenfalls findet sich der Titel des Romans an zwei wirklich bewegenden Szenen wieder.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass der Roman keine leichte Kost ist. Er hat mich hoffen, bangen, verzweifeln lassen und mir am Ende Freudentränen in die Augen getrieben. Und er hat mich auf jeden Fall angeregt, die Geschichte Albaniens genauer unter die Lupe zu nehmen und mich dazu noch weiter zu belesen.