Wendungsreiche Familiensaga

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Der italienisch-albanische Cantautore und Songwriter Ermal Meta erzählt in seinem literarischen Debüt eine albanische Familiengeschichte im Laufe von 50 Jahren, vom 2. Weltkrieg bis zum Fall des eisernen Vorhangs.

1942: Der fünfjährige Kajan lebt bei seinem Großvater in einer bergigen Region Albaniens, während seine Eltern als Partisanen gegen die deutschen Besatzer kämpfen. Das Leben des Jungen ändert sich, als er und sein Großvater dem Wehrmachtsdeserteur Cornelius das Leben retten und sie diesen fortan verstecken. Der Junge lernt von ihm nicht nur Deutsch mit sächsischem Einschlag, sondern auch das Klavierspielen. In den 50ern steigt Kajan zum gefeierten Pianistin in der kommunistischen Diktatur auf und verliebt sich in seine Schülerin Elizabeta. Doch seine Mutter, eine Heldin der Partei, hintertreibt die Beziehung zur Tochter eines hingerichteten Kollaborateurs.

Als Kajan nach Ostberlin geschickt wird, um dort Enver Hodschas Albanien bei einem Konzert zu repräsentieren, wendet sich sein Schicksal als er unfreiwillig in einen Fluchtversuch gerät und sich unverhofft im Westen wiederfindet. Ein halbes Leben später verlässt er seine neue Heimat, die USA, und kehrt nach Albanien zurück. Eine folgenschwere Entscheidung…

Ermal Meta erschafft eine verschlungene Geschichte über Familie und Verrat, Freiheit und Unterdrückung, Liebe, Musik und die Zufälle, die manchmal dem Leben eine ganz andere Richtung geben.

Dabei hatte ich am Anfang Bedenken, ob mir der Roman zu kitschig sein könnte, aber es kam zum Glück anders. Ich habe mich von der spannenden Handlung mitreißen lassen und war auch von der Musikalität begeistert, die das Buch auf vielen Seiten durchzieht, von Ravels Gaspard de la nuit bis hin zum Jazz in einer verrauchten Bar in New Orlenas. Der Autor schildert auch sehr anschaulich, vor allem die Brutalität von Hodschas Polizei- und Folterapparat kommt dabei nicht zu kurz.

Insgesamt daher von mir für einen Erstling ein ehrliches Chapeau und Dank für die gelungene Unterhaltung.