Auf der Suche nach Gewissheit und Erlösung

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buecherfan.wit Avatar

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In Stephan Abarbanells Roman “Morgenland” reist Lilya Tova Wasserfall mit dem Bus von Tel Aviv nach Jerusalem. Sie hat von ihrem Vorgesetzten Shimon Ben Gedi den Befehl bekommen, den Schriftsteller Elias Lind in einem Café zu treffen. Sie hatte eigentlich gehofft, bei einer Sabotageaktion eingesetzt zu werden, für die sie detaillierte Pläne ausgearbeitet hatte. Elias Lind braucht jedoch Hilfe bei der Suche nach seinem vermissten Bruder, von dem er Jahre lang nichts gehört hat. Die Briten haben ihn 1946 darüber informiert, dass der berühmte Wissenschaftler Raphael Lind schon im Oktober 1941 ums Leben gekommen ist. Elias Lind wurde jedoch ein Buch mit einer codierten Botschaft zugeschickt, wonach Raphael im Juli 1944 zum Zeitpunkt des 50. Geburtstags seines Bruders noch am Leben war. Lilya wird alle Unterlagen und von Elias Lind gesammelten Fakten prüfen und laut Klappentext in Deutschland nach dem Vermissten suchen.

Die Leseprobe liest sich sehr gut. Abarbanells Roman ist für mich ein Geschichtsbuch über die Nachkriegszeit, über die Entstehung des Staates Israel, die Ursprünge des Palästinenserproblems und die Rolle der Briten als Protektoratsmacht. Die ersten Seiten vermitteln eine Atmosphäre von fehlender Sicherheit, von ständig lauernden Gefahren und drohenden Terrorakten, von Geheimnissen und Verrat. Von Beginn an werden wichtige Themen angeschnitten wie Wahrheit und Schuld (“Konnte man handeln, ohne sich schuldig zu machen? Nur Träume war gefahrlos.“ S. 19). Sprachlich ist das Buch anspruchsvoll. Ich halte es für eine lohnende Lektüre.