spannender Debütroman

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bücherkarin Avatar

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Obwohl ich selbst zum älteren Teil der Leserschft gehöre, freut es mich doch sehr, dass in der Krimi-Szene die alten, problembelasteten Kommissare, die mit sich selbst nicht im Reinen sind, nach und nach abgelöst werden. Auch der 34jährige Kriminaloberkommissar Fracesco Morino und seine 27jährige Kollegin Bea sind so ein junges, frisches Ermittlerteam, das einem auf Anhieb sympathisch ist. Beide haben ein Privatleben und da auch reichlich Probleme, aber diese werden nicht zum Hauptinhalt gemacht.
Morino stammt aus Münche, lebt seit 7 Jahren in Hamburg, wohin ihn die Liebe verschlagen hatte. Die Liebe ist zu Ende, seine Liebe zu Hamburg ist geblieben. Er ist Leiter der Bereitschaftsmordkommission, zu seinem Team gehören neben Bea noch Dennis, Conni und der Forensiker Hauke.
Am Montag morgen wird seine Truppe zu einer Leiche in einer vornehmen Loft in den Schanzen gerufen. Bea erkennt in dem Toten den bekannten Schlagersänger Harry. Die Tat sieht nicht aus wie vorsätzlicher Mord sondern nach einem Streit der eskaliert ist. Und dass Harry streitsüchtig war, ist allgemein bekannt.
So löst auch das Überbringen der Todesnachricht bei Bruder, Schwägerin und Schwester keine große Betroffenheit aus. Einzig, Natalie, die Schwester der Schwägerin ist untröstlich, sie hatte sich auf einer Familienfeier wahnsinnig in Harry verliebt und ihn nur durch die rosarote Brille gesehen.
Da Harry so ein "Arschloch" war, gibt es jede Menge Tatverdächtige, angefangen bei der Familie, über seinen jetzigen Manager und seinem früheren Manager, mit dem er sich jahrelang vor Gericht gestritten hat. Dieser fördert und liebt jetzt die aufstrebende, talentierte Sängerin Leandra, die auch schon böse von Harry beleidigt wurde. Ein junges Mädchen hat Harry geschwängert und als der Vater ihn zur Rechenschaft ziehen wollte, hat er den bedroht. Zu guter letzt gibt auch noch die toughe Freundin des Showmaters Tom B. zu, dass sie Harry regelrecht verfallen war, dieser sie aber eiskalt abserviert hat, was sie bis jetzt nicht verwunden hat.
Also jede Menge Verdächtige, viele Verhöre, jeder hat Geheimnisse, aber keine Indizien, kein Geständnis, kein Durchbruch - bis dann auch noch die arme Natalie erwürgt aufgefunden wird.
Ein Krimi, der den Leser auf Trab hält, menschliche Schwächen auslotet, den Leser ins Geschehen einbezieht. Mit diesen Ermittlern möchte man gern noch mehr Kriminalfälle in Hamburg aufklären. Wobei die Liebe zu Hamburg noch etwas deutlicher gemacht werden muß. Wenn nicht ab und an ein Stadtteil genannt würde, könnte das Geschehen in jeder x-beliebigen Stadt stattfinden - und das hat Hamburg nicht verdient. Die Beschreibung des Ohlsdorfer friedhofs ist da schon ein guter Anfang.
Teilweise stehen auch Sätze einfach so im Raum, mit denen man nichts anfangen kann, wie "sie stiegen ins Auto und gaben die Adresse ins Navi ein" - ja na und? - Aber dies sollen nur kleine Hinweise sein, die ggf. beim zweiten Krimi mit berücksichtigt werden könnten - es ist insgesamt ein gelungener, spannender Debütroman.