Sie holt sich ihre eigenen Pelzmäntel

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leasophia Avatar

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Karina weiß was sie will aber nicht, wie sie es bekommt. Sie stromert durch ihr Leben, stolpert von der Vorlesung auf die nächste Vorlesung und in den Zug, der sie raus aus Moskau zu ihrer Oma bringt. Sie und ihre beste Freundin Tonya wollen raus aus dem verhassten Russland und nach Deutschland, wo die Freiheit ruft. Es ist das Jahr 2006, Putin ist noch nicht lange Präsident und hat dich schon gezeigt, was er mit dem Land vor hat. Geld regiert, ob im Kreml oder in der Universität, wo die mit Geld sich das Stipendium kaufen können, von dem die jungen Frauen so sehr träumen. Und während Tonya ein gesittetes Leben führen möchte, bricht Karina immer mehr aus ihrem bisherigen aus. Vertreibt sich mit neuen Bekannten den Tag, seien sie noch so zwielichtig.

"Selbst das Verb »wollen« war nicht in seiner Lexik präsent, während meine fast ausschließlich daraus bestand. Ich wollte alles und sofort, ich wollte scheitern und leiden, gewinnen und schadenfroh lachen, ich wollte mich an meinen eigenen Tränen verschlucken, ganz gleich, ob sie von Glück oder Unglück herrührten." - Seite 121

Karina will viel vom Leben und das hat Maya Rosa wunderbar rübergebracht. ich bin unheimlich gerne mit der Protagonistin durch Moskau gestromert und habe mich ihr und ihren Wünschen sehr verbunden gefühlt.
Positiv für mich war außerdem, dass ich viel über die russische Gesellschaft und die unterschiedlichen Generationen lernen konnte. Der Roman war für mich also die perfekte Lektüre nach dem Sachbuch "Wohin treibt Russland".

Eine Empfehlung für alle, die träumen. Lebensnah und gesellschaftspolitisch.