Zwischen Sehnsucht und System

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annnnnnna Avatar

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Ausgespuckt in Moskau – in einem Land, in dem Duty-Free-Tüten als Statussymbole gelten, schlagen sich Karina und Tonya durchs Leben. Zwei Studentinnen, ein großer Traum: raus aus Russland, rein nach Europa. Maya Rosas Debüt taucht ein in ihren Alltag zwischen Hörsaal, Hochprozentigem und die lähmende Präsenz eines repressiven Regimes.

Und ja – es geht auch um Männer. Genauer gesagt: um „Wombats“. So nennen die beiden ihre bevorzugte Spezies – über 40, mollig, gut sitzender Anzug, erfolgreich, gebildet und (ganz wichtig) pflegeleicht.

Zwischen Lebenslust und Leere, zwischen Party und Perspektivlosigkeit pendelt die Geschichte und zeigt auf eindrückliche Weise, wie nah Träume, Angst und Realität beieinanderliegen. Die Korruption? Immer mit im Raum, wie ein Geruch, den man weder loswird noch vergisst.

„Durch ein Champagnerglas wirkte jede Tageszeit ziemlich behaglich, durch das Busfenster hingegen überhaupt nicht.“ (S. 78)

Karina werkelt sich mit kreativer Hartnäckigkeit durchs Leben, nimmt jeden Job mit, der sich auftut. Tonya geht planvoller vor. Zwei Wege, ein Ziel - raus. Und vielleicht ein bisschen ankommen – irgendwo zwischen Freiheit und dem, was man dafür hält.

Der Schreibstil von Maya Rosa hat mich sofort gepackt: pointiert, klug, mit einem wachen Blick für Zwischentöne. Maya Rosa schreibt mit Leichtigkeit, aber nie leichtfertig. Ihre Figuren sind keine Heldinnen, aber echte Menschen, die man nicht vergisst.

Ein Roman über Resignation, Rausch und das stille Verlangen, irgendwo endlich richtig zu sein. Unbedingt lesenswert.