Wo Geschichten Heimat schaffen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
v.kuhlmann_1808 Avatar

Von

Schon der erste Satz – „Ich wurde 1927 auf einer Tanzfläche in Buenos Aires gezeugt …“ – zieht einen mitten hinein in die Magie dieses Romans. Er verspricht eine Erzählung, die zwischen Realität und Poesie tanzt, voller Lebenslust, Melancholie und farbenreicher Figuren. Der Ton wirkt leichtfüßig, fast filmisch, und lässt ahnen, dass hier jemand mit großer Erzählfreude schreibt.

Lita, die Ich-Erzählerin, scheint eine charmant eigenwillige Heldin zu sein, deren Leben von Anfang an von Musik, Bewegung und Zufall geprägt ist. Ihre Mutter Fabiola – schön, unkonventionell, vom Tango getrieben – verkörpert das Chaos und die Leidenschaft, die die Geschichte durchziehen. Der erzwungene Neuanfang auf einer windumtosten Insel vor Neufundland bietet einen reizvollen Kontrast zum glühenden Buenos Aires – und schafft Raum für die Begegnung mit einer bunten, skurrilen Gemeinschaft, die an alte maritime Legenden und an die poetische Erzählkunst von Autoren wie Isabel Allende oder Joanne Harris erinnert.

Besonders faszinierend klingt die Figur des Mr. Saito, der mit seinem wandernden Kino nicht nur Filme, sondern auch Geschichten, Erinnerungen und Sehnsüchte in die entlegene Inselwelt bringt. Dieses Motiv des „reisenden Kinos“ weckt sofort nostalgische Bilder – von flackerndem Licht, staunenden Gesichtern und der Macht des Erzählens, Menschen zu verbinden.

Insgesamt wirkt Mr. Saitos reisendes Kino wie eine warmherzige, poetische und zugleich leicht exzentrische Familiengeschichte, die von Zufällen, Freundschaft und der Suche nach Zugehörigkeit erzählt. Sie scheint Humor, Melancholie und Magie auf ganz natürliche Weise zu verweben – ein Roman, der weniger Spannung als vielmehr Atmosphäre und Gefühl verspricht.