Überwältigende 7 Wellen

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elkev Avatar

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Es ist eine Herausforderung für mich in wenigen Worten festzuhalten, wie sehr mich dieses Buch berührt und von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat.

Fabiola, die in Buenos Aires im Kloster aufwächst, entdeckt früh ihre Liebe für schöne Schuhe und das Tango tanzen. Mit 17 Jahren empfängt sie auf der Tanzfläche ihre Tochter Carmelita, mit der sie nach einigen weiteren Jahren im Konvent ausziehen muss. Da die kleine Lita sich nicht immer von ihrer Mutter gesehen fühlt, die lieber hübsch anzusehende Schuhe auf der Straße verfolgt, gesellt sich Ei, ihr imaginärer Freund, an ihre Seite, der auch für uns als Leserschaft für gute Unterhaltung und so manches Schmunzeln sorgt. Nun leben sie für einige Zeit in der Dachkammer des Schuhladens, in dem Fabiola hingegeben als Verkäuferin arbeitet. Als sich die politischen Unruhen in Argentinien verdichten, gerät Fabiola ungewollt auf ein aufrührerisches Foto, das in der Zeitung erscheint und verlässt zu ihrem eigenen Schutz mit ihrer Tochter das Land. Obwohl die temperamentvolle Argentinierin ihr Glück in Paris suchen wollte, landen sie mit einem verrosteten Kahn am Pier von Upper Puffin Island. Nachdem sie die 80 Stufen zum Seemannsheim Bethlehem erklommen hatten, lernen sie Maggie, die Besitzerin der Herberge kennen. In der gehörlosen Oona findet Lita eine Freundin fürs Leben. In den kommenden Monaten kämpft Lita dafür auf der Insel bleiben zu können, da sie dort ihren Platz im Kreis von Maggies Familie gefunden hat, während Fabiola immer noch den Ruf des pulsierenden Lebens und des Tangos hört.

Wir nehmen Anteil am Leben der Inselbewohner, sinnbildlich in 7 Wellen nach Zeitabschnitten und Ereignissen gegliedert, den wunderbar gezeichneten Menschen wie Albert, Belle, Tommy, Belle, den Tierarzt, erleben wie Lita sich das erste Mal verliebt und wie eines Tages Mr. Saito, schon lange von den anderen erwartet, mit seinem Wanderkino auf der Insel erscheint. Doch mit dem 2.Weltkrieg ändern sich auch Ereignisse. Doch Oona und Lita wachsen immer mehr in die Welt des Films hinein, jede auf ihre ganz eigene Art.

Dieser Roman ist wie ein langanhaltendes Feuerwerk. Ich habe gelacht und auch geweint und zum Ende wollte ich einfach nicht mehr, dass diese Geschichte je zu Ende geht. Der Stoff ist wunderbar geeignet, um ihn zu verfilmen, was sich geradezu anbietet, lernt man nicht gerade wenig über die Geschichte des Films und welche Bedeutung er besonders an abgeschiedenen Orten vor Einzug der Fernsehgeräte hatte.

Der Erzählstil ist mitreißend und voller skurriler Vergleiche und Tiefsinnigkeit. Da wo die Fragen manchmal keine Antwort zu finden glauben, erahnt die Autorin mit einer Art von ungeahnter Leichtigkeit eine Möglichkeit, die dazu verhilft dem Strom des Lebens weiter zu vertrauen.

Gerade die Bedeutung der Familie und wie wichtig mehrere Bezugspersonen für ein Kind sind, besonders wenn ein Elternteil fehlt, nimmt innerhalb der Geschichte einen wichtigen Raum ein. Was es braucht, um sich geborgen, sicher und in schwierigen Lebenssituationen aufgefangen zu fühlen, bildet sich im Miteinander im Bethlehem deutlich ab und die meisten von uns sehnen sich genau nachdem. „Manchmal hat der eigene Stammbaum so spärliche Zweige, dass man ihnen ein paar neue aufpfropfen muss. Zweige von Birne, Rosskastanie, Trauerweide und einem üppig blühenden Blauregen. Zweige in Form von Maggie, Belle, Pip… und natürlich Oona. Was für eine Familie!“ S. 507 und 508.

Nach einer solchen Geschichte haben es alle nachfolgenden erstmal ziemlich schwer.