Spagat zwischen Agatha Christie und dem Donnerstagsmordclub

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heidersv Avatar

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Spagat zwischen Agatha Christie und dem Donnerstagsmordclub

Wir haben einen sehr verzwickten Fall: der reiche Bräutigam stirbt sehr unschön am Tag vor seiner Hochzeit, erschlagen von seinem Schrank, und im von innen verschlossenen Arbeitszimmer. Mord? Ms Potts und ihre beiden Freundinnen ermitteln.
Das klingt doch wirklich nach einem Fall von Agatha Christie und dem Donnerstagsmordclub. Leider fehlt zu letzterem die Nonchalance, der Humor, eigentlich alles, was diese Reihe so ausmacht. Das hier ist ein einfacher Abklatsch. Und dann wird es extrem Agatha Christie like, neue Verdächtige, neue Alibis, neue Mordmotive, neue persönliche Beziehungen, eine Erpressung, eine Fehde über drei Generationen, ungerechte Erbfolge, eine Ex-Frau, die ihren Titel verlieren würde, wenn am nächsten Tag die Hochzeit stattfindet und und und …
Schlussendlich fällt bei Mrs Potts der Groschen und sie erklärt das Verbrechen haarklein und kann für alles Indizien und Beweise liefern, Indizien und Beweise, die „eigentlich“ schon vorlagen. Aber sie bringt sie wie Hercule Poirot oder Miss Marple in den rechten Zusammenhang. Und wir Leser stehen als die Dummen da, die das nicht sehen konnten. Das hat mich schon bei Agatha Christie genervt und das nervt mich heute immer noch. Die echten unlogischen Klopper, die man bei Agatha Christie kaum findet, kommen hier am Schluss vor, deshalb keine Spoiler hier in der Kritik, aber eben der Hinweis, dass da teilweise abstrus argumentiert wird.
Doch es gibt auch Positives: obwohl es der zweite Band ist, werden die Protagonistinnen ausreichend beschrieben, so gut wie keine Verweise auf das, was man gefälligst schon gelesen haben sollte. Angenehm! Zum Schluss wird noch mal heftigst gegendert, aber nett und positiv besetzt, zudem nachvollziehbar, zumindest im Kontext des Buches, wenn auch weit ab von jeder Realität.
So werden es dann doch noch 2 Sterne.