Gelungener Reihenauftakt

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Zugegeben, der Titel „Mrs Potts‘ Mordclub und der tote Nachbar“ weckt Assoziationen an ein anderes Buch, das vor nicht allzu langer Zeit für Furore sorgte. Auch die Idee ist nicht so different: ein neuer Trend, dennoch eine lohnenswerte Lektüre? Gehen wir dem mal auf den Grund: Die Geschichte handelt von Judith Potts, die sich trotz ihres gesegneten Alters von 77 Jahren als Kreuzworträtselautorin für ein Rätselmagazin verdingt. Außerdem peppt sie ihren Ruhestand mit zahlreichen Hobbys auf: nacktschwimmen in der Themse, Whisky – und neuerdings Mordermittlungen. Denn als sie Zeugin eines Mordes wird, die Polizei mangels Leiche aber unterstellt, dass die alte Dame „halluziniert“, schreitet sie selbst zur Tat und stürzt sich in Ermittlungen. Unterstützung erhält sie von einer Hundesitterin und der Pfarrersfrau: der „Marlow Murder Club“ ist gegründet und sieht sich schon bald mit einem weiteren Mord konfrontiert …

Wie gesagt: Neu ist die Idee nicht zwingend, aber originell umgesetzt. Das liegt daran, dass die Protagonistin mit ihrer Lebensart an Miss Marple erinnert – und ja, damit an das gesamte Genre des guten alten englischen „whodunits“. Mit anderen Worten: Die Geschichte steht und fällt zu einem guten Stück weit mit den Figuren – und die sind erwartungsgemäß und damit ein Stückweit klischeebehaftet britisch skurril. Das grundsätzlich idyllisch angelegte Setting und die moderat spannende, aber wunderbar zum Miträtseln geeignete Krimihandlung sorgen dafür, dass die Geschichte nicht in Albernheit abdriftet. Wollte man nicht nur den bloßen Unterhaltungswert ansprechen, könnte man dem Buch bzw. dem Autor zugutehalten, dass er eine Ode auf das selbstbestimmte Leben im Alter singt und (jüngere) Leser quasi auffordert, ältere Menschen nicht nur als Ballast zu betrachten. Vorwiegend ist „Mrs Potts Mordclub“ aber eine unterhaltsame Lektüre für Fans etwa von Miss Marple – und vermutlich ein gelungener Reihenauftakt, denn wenn der Autor diese Ermittlertruppe nicht in Serie schickte, müsste ich ihm glattweg einen Stern wieder „aberkennen“.