Eine Kindheit auf dem Bauernhof - authentisch und lebensnah

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magdas_buecherwelt Avatar

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Eine schöne Aneinanderreihung von Anekdoten aus einer Kindheit auf dem Bauernhof, authentisch und flüssig geschrieben.
Maria lebt seit vielen Jahren in der Stadt, sie ist alleinerziehend und Mutter zweier Teenager-Töchter. Als ihr Vater ins Krankenhaus muss, bittet ihre Mutter sie um Hilfe auf dem Bauernhof.
Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen, wobei es keine Zeitangaben gibt. Aufgrund einiger Hinweise vermute ich, dass Maria in den 1980er Jahren aufgewachsen ist. Maria und ihr Bruder Thomas mussten bereits als Kinder bei der Hopfenernte und der Versorgung der Tiere helfen. Für Urlaub oder Ausflüge war weder Geld noch Zeit. Maria erinnert sich an einen Ausflug, den sie mit den anderen Kommunionkindern machen durfte und einen in die Stadt, um sich fürs Gymnasium einzukleiden.
Als Maria eine Gymnasialempfehlung bekommt, ist die Familie alles andere als begeistert. Besonders die Oma stänkert, dass ihre Enkelin wohl der Meinung sei „zu den Besseren“ zu gehören. Ihr Bruder Thomas hingegen geht nach der 9. Klasse von der Schule ab und arbeitet auf dem Bauernhof, was ganz in Omas Sinne ist. Erst nach Intervention ihres Onkels Herbert darf Maria auf Gymnasium.
Ganz furchtbar fand ich den Umgang der Familie mit den Tieren. Der Hofhund fristet sein Dasein an der Kette, die neugeborenen Kätzchen werden von der Oma ertränkt, das Schwein darf nie den Stall verlassen, und als es nicht mehr trächtig wird, wird der Schlachter gerufen.
Einige Anekdoten haben mich zum Lachen gebracht, so der Ausflug zur Tropfsteinhöhle, bei dem Maria als einzige passend angezogen war, Omas unfreiwilliger Ritt auf dem Schwein und der Wurstfinger bei der Hopfenernte.
Die Erzählebene in der Gegenwart fand ich weniger interessant als die Geschichten aus Marias Kindheit. Das Ende ist offen, aber die meisten Leser*Innen werden sich denken, wie Marias Entscheidung ausfallen wird.
Mir hat das Buch mit den authentischen Beschreibungen des Lebens auf einem Bauernhof gut gefallen, nur auf die Details der Schlachtung hätte ich gerne verzichtet. Da ich schon immer in der Stadt gelebt habe, habe ich viel Neues erfahren und gelernt und empfehle das Buch gerne weiter.