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Mühlensommer, Roman von Martina Bogdahn, Ebook von Kiepenheuer&Witsch Ebooks.
Ein Sommer-Wohlfühlroman.
Maria ist mit ihren beiden Teenagertöchtern unterwegs zu einer Berghütte, da erhält sie den Anruf ihrer Mutter, ihr Vater sei beim Holzmachen im Wald schwer verunglückt und sie soll sofort nach Hause kommen. Da die Mutter im Krankenhaus beim Vater weilt, soll sich Maria derweil um die Landwirtschaft und die demente Oma kümmern.
Während Maria die altvertraute Arbeit, die ihr aus Kindertagen noch in Erinnerung ist, verrichtet, denkt sie immer wieder an die harte aber schöne Zeit zurück. Als die Mutter aus dem Krankenhaus zurückkehrt und auch der Bruder mit Familie aus dem Urlaub nach Hause kommt, wird es an der Zeit darüber zu sprechen, was jahrelang nur aufgeschoben wurde, was soll mit der Mühle, der Landwirtschaft. Den ‚Tieren und den Hopfenfeldern geschehen.
Die Autorin hat eine flüssige, humorvolle und äußerst bildhafte Art zu schreiben. Vor meinen Augen entstand ein Szenario wie im Film, einmal angefangen hat sich sofort Lesefluss eingestellt und ich konnte den Reader nur mit Bedauern aus der Hand legen. Die einzelnen Kapitel sind in idealer Leselänge. Bogdahn lässt die Protagonistin in der Ich-Form erzählen, dadurch ist der Lesende ganz nah dran am Geschehen, welches in der Gegenwart und auch im Rückblick aus den Kindertagen von Maria erzählt wird. Zwei Zeitebenen die nahtlos ineinander übergehen. Alles klar und deutlich ausgedrückt, alles nachvollziehbar und logisch. Auch die Figuren handeln authentisch.
Man merkt in jedem Wort in jedem Satz, dass die Autorin weiß, worüber sie schreibt. Nostalgie und Wehmut pur für mich. So viele Szenen habe ich so ähnlich erlebt, auch meine Großmutter und meine Tante hatten Landwirtschaft und wir waren als Kinder oft genug, im Ernteeinsatz und bei Fahrten auf dem Traktor dabei, der Duft nach Stall in den Haaren, der sich erst nach mehrmaligen Schamponieren entfernen ließ, das alles hat mich an früher erinnert, mit dem Schulbus in die weiterführende Schule, als 2. Wahl beim Krippenspiel, weil es eine Tochter der „Besseren“ gab, das sind Parallelen zu meiner Kindheit. Selbst beim Schweineschlachten, ging es bei uns genauso zu. Ich hätte in alle Ewigkeit weiterlesen mögen. Besonders gefallen hat mir die humorvolle Art der Geschichte, immer wieder musste ich schmunzeln und beim „Erstkommunionausflug“ sogar laut lachen.
Aber es war nicht immer nur eitel Sonnenschein, es kommen auch ernste Themen zur Sprache, die Sorge für Eltern und Großeltern. Den Hof vielleicht sogar aufgeben wenn es sich nicht mehr rentiert? Am Ende finde ich, hätte dem Buch noch ein guter Abschluss gutgetan, es blieb doch alles ein wenig in der Schwebe. Das lässt mich eigentlich auf eine Fortsetzung hoffen.
Ein Sommerbuch voller Nostalgie und Wehmut für mich. Der Ursprung der Autorin ist nicht weit von meiner Heimat. Dieses Buch hat mir sehr viel Freude gemacht. Guten Gewissens kann ich es nur weiterempfehlen. Deshalb ist mir auch dieser Satz besonders aufgefallen.
Man weiß nie, wo es hingeht im Leben, aber man weiß immer, wo man herkommt.
5 Sterne.