Nicht nur Idylle…

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carlos05 Avatar

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Auf dem Cover ist ein Teil eines reifen Getreidefeldes zu sehen, über den Ähren der Gerste ein Schmetterling in den Lindenblüten. Dieses Bild weckt gleich Erinnerungen von Unbeschwertheit, man denkt an flirrende Sommerhitze und Düfte des Sommers.

Der Einstieg in die Lektüre ist allerdings der Alltag von Maria, die im Büro langatmige Monologe über sich ergehen lassen muss. Eine Abwechslung aus diesem Alltag soll ein Wochenende mit ihren zwei Mädchen im Teenageralter und Freunden mit deren Kindern bringen. Eine gewisse Mühsal bei dieser Planung ist erkennbar und die Neugierde des Lesenden wächst bei den beschriebenen weiteren Ereignissen.

Doch es kommt anders, denn die Protagonistin wird in ihren Heimatort gerufen, da ihr Vater einen Unfall hatte und im Krankenhaus behandelt wird.
Nun musste die Planung neu erfolgen und kurzerhand kommt die „Wochenendgesellschaft“ mit zum Mühlenhof, dem Kindheitsort der Protagonistin. Dort gilt es den Alltag mit den Tieren, der dementen Oma und der sich sorgenden Familie zu bewältigen. Dabei versteht es die Ich-Erzählerin den Lesenden mitzunehmen in die schwere Arbeit auf einem Hof mit Viehzucht, hier Schweine und die Beschäftigung der Oma, die dauerhaft Äpfel schält. In diesem Alltag und den Sorgen um den Vater kommen die Kindheitserinnerungen der alleinerziehenden Maria zu Tage, in die sie den Lesenden mitnimmt.

Die Autorin Martina Bogdahn versteht es wunderbar, Marias intensiven Kindertage zu schildern: das Spielen auf dem Hof mit den vielen Vorkommnissen dort, die Geburt von Ferkeln, das Schlachten, der mühsame Hopfenanbau und die spätere Ernte - alles zum Erhalt der Wirtschaft und des Lebens auf dem Hof, sie zeigt aber auch auf, wie die Kinder früh helfen mussten und die Sommerferien z.B. mit Arbeiten auf dem Feld belegt waren, während die anderen Schulkinder ins Freibad gingen.

Beeindruckend spannt Martina Bogdahn einen Bogen von heute zu gestern.
Die Gedanken rühren an und machen Lust auf die Familie, die Gemeinschaft und das gemeinsame Tun, sogar auf die gemeinsame Arbeit.

In dem sehr gut zu lesenden Buch werden Familienstreitigkeiten aufgeführt und ausgetragen, wie sie auch immer wieder im wahren Leben vorkommen. Letztendlich siegt die Zuneigung zueinander. Lösungen, die von allen getragen werden, ergeben sich.

Ganz nebenbei wird die Geschichte eines heranwachsenden Mädchens erzählt, das mit seinen Freuden und Kümmernissen die Schulzeit durchlebt, sehr gute Noten erhält und entgegen dem üblichen Werdegang das Gymnasium in der Stadt besucht. Sie ist dadurch anders als die anderen Kinder, hat eine Sonderposition und übt später einen Beruf in der Stadt aus. Ist sie dort glücklich?

Am Ende schließt sich der Kreis, die Familie rückt wieder zusammen, spricht miteinander und die Lösung ist für alle ein Gewinn.
Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen, es wärmt das Herz und tut einfach sehr gut.