Vom Leben auf dem Land

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Das Cover mit Getreide und Schmetterling stimmt sehr harmonisch auf einen Roman über das Landleben ein. Es wirkt fast schon etwas langweilig, aber das ist das Buch überhaupt nicht. Durch den lebendigen und humorvollen Schreibstil lesen sich die 321 Seiten fast wie von selbst. Stadtmenschen erfahren sehr viel Neues und sind dabei immer mitten im Geschehen. Die Autorin wechselt zwischen zwei Zeitebenen, wobei besonders ihre Kindheitserinnerungen mit allen Stimmungen sehr packend erzählt werden. Es wird allerdings auch nichts ausgespart oder beschönigt. Einiges ist sehr derb und grausam. Da der Hof extrem abgelegen ist, können die Geschwister keine Freunde besuchen. So sind sie sich im Alltag sehr nah. Leider war aber schon damals das gesellschaftliche Ansehen der Bauern schlecht. Die Kinder spüren das nicht nur, wenn die Sommerferien nahen und wieder nur die anderen verreisen. Sie riechen nach Stall, die Hauptrolle im Krippenspiel erhält die Arzttochter. Wochenlange mühsame Ernte mit zehnstündigen Arbeitstagen, und das Geld reicht am Ende nicht einmal für einen einzigen modischen Pullover.

Bauern haben damals noch nicht gestreikt. Die Bedingungen, gute und bezahlbare Nahrungsmittel zu produzieren, werden immer schwieriger. Zeit, sich mit dem Thema zu beschäftigen.
Hier gibt es einen unterhaltsamen Einblick in bäuerliches Leben, vor ca. vierzig Jahren und jetzt, ganz ohne Moralisieren oder Lamentieren, ganz ohne ideologische Hintergründe. Die Lektüre ist wie Urlaub auf dem Bauernhof, nur authentischer!