Mörderische Familie?

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poisonalice Avatar

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Auf das Buch von Cara Hunter bin ich im Buchladen aufmerksam geworden. Das Buch war auffällig platziert und das Cover hat mich angesprochen. Nachdem ich den Klapptext gelesen hatte war ich überzeugt, das Buch lesen zu müssen.

Zum Inhalt nur kurz: Im Dezember 2003 wird Luke Ryder ermordet im Garten des Familienhauses in London aufgefunden. Er hinterlässt seine ältere wohlhabende Frau und drei Stiefkinder. Der Fall konnte nie aufgeklärt werden. 20 Jahre später, sein Stiefsohn inzwischen Regisseur will den Fall nochmal aufrollen. Dazu wählt er ein bahnbrechendes neues Fernsehformat, 6 Experten sollen den Fall live aufklären. Wird es ihnen gelingen, oder werden nur alte Wunden aufgerissen?

Der Plot des Thrillers klingt sehr spannend und vielversprechend. Die Aufmachung des Buches ist auf den ersten Blick toll und anders. Man ist quasi in der Fernsehshow mittendrin und liest live mit. Es gibt Zeitungsausschnitte, Drehpläne, E-Mails, Chatverläufe und Skripte, auch die Experten werden in Kurzbiografien mit Foto vorgestellt. Alles in allem ist es ein außergewöhnliches Buchformat. Das hat mir zuerst sehr gut gefallen, im Verlauf des Buches wurde es leider eher anstrengend. Die ständigen Textüberschriften, Einschübe und die Dialogform des Buches haben meinen Lesefluss ziemlich gestört. Der Erzählstil der Autorin ist grundsätzlich flüssig, bildhaft und zumeist spannend. Der Plot ist wirklich gut durchdacht und sehr ausgearbeitet. Auch wenn ich zu keiner Figur wirkliche Sympathie aufbauen konnte, waren die Charaktere doch authentisch dargestellt. Eine tiefere Ausarbeitung der Figuren war nur bruchstückhaft zu erkennen, was aber auf Grund der vielen Charaktere verständlich ist. Die Vielzahl der Namen und auch Handlungsorte machte das Lesen zeitweise etwas anstrengend und man muss schon dran bleiben um nicht den Überblick zu verlieren. Mir hat diesmal auch geholfen, dass Buch in der Hand zu haben und nicht das E-Book gewählt zu haben. Farbige Markierungsklebezettel haben auch geholfen.
Ich würde das Buch auch nicht als Thriller bezeichnen, dafür war mir der Spannungsbogen nicht stringent genug. Möglicherweise lag das auch an der außergewöhnlichen Buchform. Es gab sehr spannende Stellen, aber auch einige Wiederholungen und Logikfehler. Das Ende war tatsächlich eher vorhersehbar, ich hatte diese Person schon relativ am Anfang in Verdacht. Mehr werde ich an dieser Stelle natürlich nicht verraten.

Mein Fazit: das Buch ist lesenswert! Mir hat die außergewöhnliche Erzähl- und Buchform insgesamt gut gefallen. Die Idee einen Kriminalfall live mit den Lesern und Experten zu lösen ist innovativ und mal etwas anderes zum klassischen Ermittlerteam.