Eine Narbe, die niemand sieht

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wallerie0 Avatar

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Mein eher traurig und leicht resigniertes Fazit schon vorab: Die Zeit heilt niemals alle Wunden. Man hat eine Narbe, die niemand sieht, die man nur allein in Gedanken und im Herzen fühlt, auch wenn man sie einmal jemandem zeigt. Es bleibt beim Versuch, denn auch Mütter, die das gleiche Schicksal erleiden mussten, gehen höchst individuell mit dem Thema um.
Mich hat das Buch so interessiert, weil ich sozusagen der“3. Versuch“ meiner Eltern bin und beide nie so recht darüber gesprochen haben. Für mich selbst habe ich in diesem Buch keine Antworten gefunden. Das war auch nicht das Ansinnen der Autorin, doch daran sieht man, dass nahezu jeder eine gewisse Denkschiene eingeschlagen hat, die allerdings oftmals eine Sackgasse ist, wenn man es nicht selbst durchgemacht hat; sozusagen am (im) eigenen Leibe.
Schmerz, Mut, Trauer, alles legen diese Frauen offen. Ich sage bewusst Frauen, weil in der Gesellschaft eine Mutter ohne Kind eben „nur“ eine Frau ist. Und ich finde, selbst Mütter mit Kind können da nicht mitreden.
Bei jedem, der das Buch gelesen hat, wird es etwas auslösen. Das Gelesene geht durch Mark und Bein und dadurch nicht mehr aus dem Kopf. Garantiert. Und das ist es, das mich trotz meines Anfangsfazits halbwegs positiv denkend zurück lässt: Die Mütter im Buch treten hervor und ziehen all die ungenannten Mütter mit ihrer Tragik aus der stillen Ecke. Verständnis wird getragen von Gefühlen und eigenen Erfahrungen. In welchem Ausmaß das Gegenüber dazu in der Lage ist oder sein wird, spielt bei dem Buch zwar eine Rolle, aber nicht die Hauptrolle.