Bevor das Vergessen beginnt

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milena Avatar

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Christine Vescoli aus Bozen setzt ihrer Mutter ein Denkmal. Im kleinen aber sehr beeindruckenden Roman "Mutter N I C H T S" versucht sie hinter die Sprachlosigkeit der Mutter über deren Kindheit zu gelangen. Die Mutter stirbt und hinterlässt Fragen. "Nie sagte sie, dass sie dort Dirn gewesen war. Dass es so viel Arbeit wie Heimweh gegeben hatte und so viel Härte und Kälte." (S. 37) Die ehemalige Hofbäuerin sagt über die kleine Dirn: "Ja, die I., sie war unsere kleine Dirn nach der Loise. Sie war eine nutze Dirn. Sie war sehr brav." (S.38) Damit ist umrissen, welch tragisches Schicksal die Mutter sprachlos mit sich trug. Die eigene Familie war zu arm, um sie zu ernähren, also wurde sie auf einen fremden Bauernhof gegen Kost und Logis gegeben. Es scheint eine damals nicht ungewöhnliche Vorgehensweise gewesen zu sein. Klaglos wurde es von dem Kind akzeptiert und ihrer eigenen Tochter gegenüber wenn auch nicht als wunderbar, dann zumindest als belanglos dargestellt. Eine Bürde, die die Umstände fordern, und gegen die man nicht aufmuckt. Die Tochter möchte, bevor die Tür des Vergessens zuschlägt, diese unbeschriebene Kapitel im Leben der Mutter erfahren und macht sich auf die Suche. Mich hat der Roman sehr beeindruckt durch sein wichtiges, wenn auch sehr trauriges Thema und durch eine kraft- und ausdrucksvolle Sprache.