Zwischen Faszination und Unbehagen

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kati_lx Avatar

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„My Haunted Heart – Ich sehe dich“ von Mimi Kylling lockt LeserInnen zunächst mit einem traumhaften Cover und einem ebenso stimmungsvollen Farbschnitt – ein echter Blickfang im Regal. Auch der Klappentext verspricht eine geheimnisvolle Mischung aus Romantik, Spannung und dunkler Vergangenheit.
Im Mittelpunkt steht Flora, die sich wider Willen in Sawyer verliebt – einen Mann, der sie zunächst wie ein Schatten verfolgt. Genau darin liegt die Stärke, aber auch das Problem des Romans: Die Geschichte lebt von der intensiven, beinahe magnetischen Anziehung zwischen den Figuren, doch gleichzeitig fühlt sich die Beziehung toxisch und beängstigend an. Sawyer überschreitet mehrmals Floras Grenzen, kündigt sogar an, dass er sie verletzen wird, und dennoch bleibt Flora bei ihm. Diese Dynamik kann beim Lesen stark polarisieren: Wer düstere, problematische Liebesgeschichten mag, wird hier fündig; wer romantische Leichtigkeit sucht, wird eher frustriert.
Stellenweise empfand ich die Handlung als anstrengend, gerade weil Sawyer so beharrlich übergriffig ist. Umso irritierender wirkt es, dass er nach einem einzigen Gespräch mit einer Nebenfigur – die zuvor kaum Erwähnung fand – plötzlich seine Einstellung ändert. Dieser Wendepunkt wirkt konstruiert und reißt aus der ansonsten dichten Atmosphäre.
Und dennoch: Das Ende hat mich emotional tief getroffen. Die letzten Szenen sind intensiv, fast kathartisch, und haben mir Tränen in die Augen getrieben. Hier zeigt Kylling ihr Talent, starke Gefühle zu transportieren.

Fazit: Ein optisch wunderschönes Buch, das zwischen düsterer Faszination und problematischer Liebesromantik schwankt – und am Ende doch mitten ins Herz trifft.