Mystery Girl

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lunamonique Avatar

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„Mystery Girl“ ist David Gordons zweiter Roman. Er nimmt die Welt eines Möchtegernschriftstellers aufs Korn, der als Assistent eines Detektivs mit einer folgenschweren Beschattung beauftragt wird.

Sam Kornberg trifft das Schicksal hart. Seine eigensinnigen Manuskripte finden keinen Abnehmer. Er braucht dringend einen Job. Auch um sein Frau Lala zurückzuerobern, die ihn Knall auf Fall verlassen hat. Sam ergattert einen Assistentenstelle beim Privatermittler Solar Lonsky. Als Neuling wird er gleich mit einer wichtigen Beschattung beauftragt. Sam ahnt nicht, auf was er sich mit diesem Job einlässt. Bald bekommt das Chaos in seinem Leben einen ganz neuen Auftrieb.

Die Figur des erfolglosen Schriftstellers ist nicht neu. Sam Kronberg rutscht von einem Desaster ins Nächste. Das alles eigentlich nur aus einem einzigen Grund, seine Frau Lala zurück zu gewinnen. Bald tritt der Antrieb aus Liebe völlig in den Hintergrund. Die Frau, die Sam beschatten muss ist viel zu mysteriös und verlockend. Es kommt zur überraschenden Wendung. Nicht nur Sam bleibt verwirrt zurück. Nur ganz langsam lösen sich die Verwicklungen auf und offenbaren mehr und mehr Abgründe und Gefahren. Die Wendung, der Sichtwechsel enttäuschen anfangs. Bald kann die Geschichte aber wieder an Fahrt aufnehmen. Etwas hinderlich und Tempo raubend sind die Abschweifungen in die Literatur- und Filmwelt. Sam wird sein Leben lang von Filmen und Büchern beeinflusst und gibt dazu längere Erklärungen ab. Sie unterstreichen einerseits das Skurrile und den Humor, stören aber andererseits die Spannung und den Krimi. Als Leser fühlt man sich mehr als auf die Folter gespannt und entwickelt eine Gier nach der Lösung. Die deftige Sprache nimmt zum letzten Drittel passend zu einem Charakter zu. „Mystery Girl“ lebt von den urigen Charakteren, allen voran Solar Lonsky. Der Detektiv hat eine geniale Beobachtungsgabe, mit der er nicht nur Sam überrascht. Seine Fettleibigkeit macht ihm eigenes, spontanes Handeln fast unmöglich. Er ist bei den Ermittlungen auf Sam angewiesen. Der exzentrische Einsiedler nimmt viel Raum in der Geschichte ein und spielt fast alle Anderen an die Wand. Weitere Highlights sind Snow Moon mit ihrem Misstrauen gegenüber Weißen und Beschattungsopfer Ramona, die eine undurchsichtigere Rolle spielt als gedacht. Die Geschichte ist nicht vorhersehbar und macht den Leser zum Spielball des Autors. Mitreißend, schockierend, spannend, ekelhaft, der Roman lässt die unterschiedlichsten Emotionen aufleben. Die Achterbahn hat seltsame Loopings parat. Verrückter geht es einfach nicht. Manchmal kratzt der Autor etwas zu sehr an den Grenzen des guten Geschmacks. Das Überkandidelte, Seltsame bis Rätselhafte hebt den Unterhaltungswert. Wie wird die Geschichte enden? Die Frage beschäftigt und lässt über Längen hinweg sehen.

Das Cover ist genauso provokativ wie die Geschichte selbst. Knallige Farben, ein mit einem Messer ausstaffierter, hochhackiger Frauenstiefel, die leichte Ahnung eines ungewöhnlichen Romans kommt auf, kann aber nicht auf das vorbereiten, was kommt. Sex, Drugs and Rock’ n Roll mal in ganz anderer Form. Kein Buch für zarte Gemüter oder Fans klassischer Handlung. „Mysery Girl“ nimmt die Welt eines verkrachten Schriftstellers, talentierten Detektivs, durchgeknallten Regisseurs und einer ambitionierten Schauspielerin bzw. Lebenskünstlerin mächtig auf die Schippe.