Seltsame Mischung

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takabayashi Avatar

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Nach der Lektüre dieses Krimis bin ich hin- und hergerissen. Zum Teil fand ich ihn witzig und spannend, zum Teil aber auch zäh und langatmig. Es ist ein echter Genremix, eine wilde Mischung aus Krimi, Trash, Filmgeschichte und Hochkultur.
Sam Kronberg ist auf Jobsuche, und gleich der erste Versuch ist ein Treffer. Während des merkwürdig ablaufenden Vorstellungsgespräches löst der stark übergewichtige Sal Lonsky - ein Privatdetektiv und Sams zukünftiger Arbeitgeber - nebenbei in Rekordzeit das Kreuzworträtsel der New York Times und erklärt Sam dabei, was er alles aus seinem Aussehen und seiner Aktentasche an Informationen über ihn ableiten kann: sehr eindrucksvoll. Sam bekommt den Job und gleich seinen ersten Auftrag. Da Lonsky aufgrund seines Übergewichts nicht mehr das Haus verlässt, muss er solche Tätigkeiten wie Observationen delegieren. Sam soll am Abend - im "Mystery Girl" genannten Fall - eine junge Frau namens Ramona Doon beschatten. Doch vorher muss er noch die erste Paartherapie-Sitzung mit seiner mexikanischen Noch-Ehefrau absovieren, die nicht gut verläuft. Später dann bricht er zu seiner ersten Observation auf, mit einem Buch von Marcel Proust im Gepäck; denn Sam ist Buchliebhaber und verhinderter Schriftsteller.
Es kommt, wie es kommen muss: Sam verliebt sich in das Mystery Girl, schläft mit ihr und ... alles Weitere zu verraten wäre ein Spoiler. Sams Helfer und viele Zeugen, die er befragt, sind alle mehr oder weniger skurrile Loser. Gordons schnoddrige, humorvolle Schreibe und die immer wieder neuen, irrwitzigen Wendungen helfen, die Spannung aufrecht zu erhalten; besonders zum Ende hin mimmt die Handlung ordentlich Fahrt auf und man fiebert der endgültigen Auflösung entgegen. Auch die für den Spannungsbogen nicht erforderlichen kulturgeschichtlichen Betrachtungen sind durchaus amüsant und interessant. Trotz dieser eigentlich guten Voraussetzungen war das Buch für mich kein echter Page Turner, den ich nicht aus der Hand legen konnte - das passierte erst bei den letzten 60 Seiten. Vorher musste ich das Buch immer mal wieder beiseite legen, was mir bei einem Krimi, der mich richtig begeistert, nicht passiert. Vielleicht hat der Autor zu viel gewollt und seinen Roman damit etwas überfrachtet. Also etwas zwiespältig, aber doch interessant genug für 4 Sterne!