Happy End mal anders

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Acht Personen finden sich nach einer turbulenten Anreise in einem griechischen Urlaubsort ein, aber irgendetwas ist seltsam… Die Einheimischen sind irgendwie unbeteiligt und nehmen die Touristen immer weniger wahr, je weiter die Geschichte fortschreitet. Dazu kommen Schwierigkeiten, sich weiter vom Ferienort wegzubewegen und seltsame Gedächtnislücken.

Im Laufe der Zeit treffen die Reisenden zusammen, Konflikte zeigen und lösen sich, neue Beziehungskonstellationen entfalten sich, während die Handlung immer surrealer wird. Ein zweiter Erzählstrang spielt an einem ganz anderen Ort, wo ein Ich-Erzähler seiner Chefin erklären muss, wie es zu einem großen Fehler in seiner Arbeit kommen konnte. Wie die beiden Stränge zusammenhängen, wird erst nach und nach klar. Mehr darf ich jetzt nicht verraten, um nicht zu spoilern. Ich habe aber schon relativ früh geahnt, worauf das Ganze so in groben Zügen hinausläuft.

Der Blickwinkel springt zwischen den acht Reisenden hin und her. Mal bleibt er länger bei einem oder zwei Menschen hängen, mal wechselt die Perspektive mehrfach auf einer Seite. Die Autorin nutzt hier häufig Erlebte Rede, wechselt zwischen kurzen, knappen und Bandwurmsätzen. Der Stil ist sehr lebendig, mit einem gewissen Wortwitz und Humor. Panik „fliegt ins Gesicht“, Menschen „zittern Treppen runter“. In gewandte, elegante Sätze knallt plötzlich ein einzelnes, grobes Wort. Hierfür gibt es auf jeden Fall ein paar Punkte.

Die Charaktere der „älteren“ Erwachsenen fand ich trotzdem ein bisschen schwach, mir fiel es bis zuletzt schwer, Annike und Sara voneinander zu trennen. Am sympathischsten und interessantesten waren Heidi und Vincent – dass eine junge Frau und ein Teenager eine solch innige Verbindung entwickeln, ist ungewöhnlich und hat mir gefallen.

Aus meiner Sicht hätten Heidi und Vincent ein ganzes Buch für sich verdient. Ihre Geschichte habe ich sehr gern verfolgt. Die übrige Handlung war mir aber doch ein bisschen zu abgedreht. Anfangs war alles noch einigermaßen subtil, aber dann fragt man sich, ich zitiere mal Vincent: „Warum vögeln die Erwachsenen alle durcheinander?“ (S. 180) und sind jetzt alle tatsächlich glücklich und zufrieden?
Deshalb fällt meine Bewertung etwas durchwachsen aus, aber kurzweilig und unterhaltsam war „Nach uns der Himmel“ auf jeden Fall dennoch.