Spannend, aber zu abgedreht

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Das Cover von "Nach uns der Himmel" von Simone Buchholz ist ansprechend. Man sieht acht Flugzeugfenster, die symbolisierend für die acht Protagonisten stehen. Ich war auf den ersten Seiten sehr angetan und neugierig. Es geht um einen Flugzeugabsturz, oder nicht...? Die Autorin beschreibt dieses Drama unglaublich gut und ich habe schlichtweg mit gelitten. Anscheinend geht die Katastrophe gut aus und fortan wird das Schicksal von acht Passagieren dieses Horrorfluges auf einer griechischen Ferieninsel geschildert. Denn die ist das Reiseziel der Urlauber. Danach wird es Kapitel für Kapitel unheimlicher. Zusätzlich gibt es immer wieder Abschnitte, in denen zwei merkwüdige Personen geheimnisvolle Gespräche führen und ich hatte anfangs Schwierigkeiten sie in die Erzählung einzubinden. Es wird mystisch, gruselig und zeitweise schon ziemlich spooky. Es ist schwierig nicht zu spoilern, denn der Roman hat nur knapp über 200 Seiten. Der Suhrkamp-Verlag steht definitiv für anspruchsvolle Literatur und die sprachliche Brillanz von Simone Buchholz ist unumstritten. Ich war irgendwann aber nur noch irritiert. Was ist die Botschaft des Buches? Die komplizierten zwischenmenschlichen Beziehungen zu beleuchten, die Zeitspanne zwischen Leben und Tod zu hinterfragen, die soziale Gerechtigkeit und den Egoismus der Menschen aufzuführen? Die Charaktere waren für mich, bis auf Heidi und Vincent, durchweg unsympathisch. Die Protagonisten, allesamt mit heftigen Problemen beladen, kühl und absolut austauschbar. Einzige Gemeinsamkeiten bestehen in dem Sexualtrieb und den Drang Kette zu rauchen. Ich brauche als nächste Lektüre unbedingt einen "Wohlfühlroman", denn dieses Buch ist nichts für einen unbeschwerten Leseabend auf der Couch und schon gar nichts für Menschen mit einer Angststörung oder Depression.