Was für eine erstaunliche Geschichte

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
marieon Avatar

Von

Eine Boeing auf dem Weg ins Urlaubsparadies gerät in heftige Turbulenzen. Das Flugzeug wird so durchgerüttelt, dass sogar das Flugpersonal betreten schweigt. Die Gewitterfront macht die Landung unmöglich. Die Pilotin dreht ab, versucht zwischenzulanden. In Athen zittern die Passagiere die Treppe hinunter. Ein Shuttle fährt sie zum Flughafen.

4621 Cahuega Boulevard (Los Angeles)

Er sitzt an seinem Schreibtisch. Als es an der Türe klopft hebt er die Füße von der Tischplatte und stellt sein Whiskyglas in die unterste Schublade. Die Frau vom Controlling steht vor ihm, habe ein paar Fragen in vorausgegangener Sache.

Währenddessen fährt der Shuttle die Fluggäste zurück über die Rollbahn in den frisch betankten Flieger. Das Gewitter hat sich verzogen, sie fliegen weiter.

Benedikt erwacht wie immer um sechs in der Früh. Er dreht sich zu Annike, weil seine Lenden ihm das signalisieren. Die hat wie so oft keine Lust, also geht er laufen. Der Traum der letzten Nacht, vom Himmel abgestürzt zu sein, hat ihm viel Schweiß auf der Haut beschert und so trinkt er zuerst einmal viel Wasser.

Sara dreht sich zu Marc, sieht ihm kurz beim Schlafen zu. Ihr erster Blick des Tages gilt ihrem Mann, doch den ersten Gedanken widmet sie ihrem Sohn. Ob er diese Nacht geschlafen hat? Wie jeden Morgen wenn sie erwacht, hat sie auch dieses Mal die Mauer um sich herum errichtet.

Claudius, der schwer in der Matratze versunken ist, grunzt vor sich hin. Seine Hand versucht Elisabeth zu ertasten, aber ihre Seite ist leer. Sicher bereitet sie in der Appartementküche schon das Frühstück für Benedikt, Annike und sie beide. Wohlig grinst er vor sich hin, weil er die beiden eingeladen hat. Benedikt ärgert sich seit Jahren darüber, dass Claudius so spendabel ist, einfach, weil er es kann.

Fazit: Simone Buchholz hat mehrere Charaktere miteinander verwoben. Alle haben ihre Probleme, die sie im Beziehungsalltag herausfordern. Hier auf dieser Insel werden die Defizite sichtbar, weil sie sich schlecht wegdrängen lassen. Außerdem stolpern die Urlauber über allerlei Merkwürdigkeiten, die sie sich nicht erklären können. Die Inselbewohner beachten sie nicht. Eine Bootsfahrt führt zu erstaunlichen Beobachtungen, Gebäude verschwinden und Wetterphänomene häufen sich. Immer wieder richtet die Autorin den Blick nach Los Angeles, wo zwei seltsame Menschen dubioses Treiben. Es ist eine absolut fiktive Geschichte voller Wendungen, fast schon ein bisschen überzogen und doch so interessant geschrieben, dass mich nichts gestört hat. Und obwohl mich nichts mehr hätte überraschen sollen, hat mich das Ende erstaunt.