Neues Leben für vergessene Geschichten

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emmmbeee Avatar

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Geschichten aus der Nachbarschaft gibt es wahrlich viele. Wenn wir ein wenig über unsere Umwelt nachdenken, fallen uns bestimmt etliche ein: lustige, empörende, tragische.
Doch Diane Oliver (geb. 1943, gest. 1966) schrieb andere, nämlich solche über Schwarze kurz nach der Zeit der Segregation, als die Rassentrennung noch tief in den Köpfen verwurzelt war. Weiße Hauptpersonen kommen in keiner positiven Weise darin vor. Und Lustiges auch nicht. Nur Traurigkeit, kaum eine Spur von Hoffnung findet sich in den 14 Stories.
Natürlich, denn sie handeln allesamt davon, wie man die ehemals unterdrückten Sklaven noch immer als solche betrachtete und ihnen das Leben schwermachten. Die einzelnen Charaktere sind sehr plastisch und greifbar beschrieben, die meisten Schritte kann ich nachvollziehen, obwohl ich nicht alles verstanden habe. Aus fast jedem Blickwinkel beleuchtet sie den Alltag der Schwarzen. Meist sind es verlassene Frauen, die sich irgendwie durchschlagen, vielmehr durchschleppen müssen.
Die Lektüre hat mich niedergedrückt, aber gelesen habe ich alles.
Diane Alene Oliver ist eine Schwarze Autorin, obwohl das etwas diffuse Foto auf dem Umschlag annehmen lässt, sie sei weiß. Und sie ist sehr jung gestorben, ist als 23-Jährige mit dem Motorrad verunglückt. Zu Lebzeiten wurde sie durch ihre Short Stories kaum bekannt, denn dieses Genre ist ohnehin ein schwieriges, um bekannt zu werden. Noch dazu wurden Schwarze Autorinnen kaum beachtet. Erst nach dem Tod der jungen Frau wurde sie zuerst viel gelesen, geriet aber dann in Vergessenheit.
Jetzt ist man auf ihre Texte wieder aufmerksam geworden und hat ihnen zu neuem Leben verholfen. Zum Glück für uns Leser!