Ein ehrliches und tiefsinniges Buch über eine schwierige Krankheit

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andrea1210 Avatar

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Allgemeines zur Krankheit Schizophrenie: http://de.wikipedia.org/wiki/Schizophrenie
Allein schon der erste Satz des Buches (‚Sie sollten wissen, dass ich kein netter Mensch bin‘) hatte es mir angetan, denn wer einen solchen Satz ausspricht kann eigentlich nur nett sein!
Dies ist ein Buch das hält, was die großartige Leseprobe verspricht! Der Autor erzeugt Spannung dadurch, dass man unbedingt wissen will, wie Matthews Bruder Simon starb und wie und wo Matthew jetzt lebt. Trotzdem ist ‚Nachruf auf den Mond‘ ein Buch, das man durchaus liegen lassen kann, weshalb es sich sehr gut als Ferienlektüre eignet. Der Roman zieht einen in die Welt von Matthew und hat mir an mehreren Stellen Tränen entlockt. Sehr lesenswert macht das Buch auch der angenehme, leicht kindliche Schreibstil des Ich-Erzählers Matthew, er beschreibt ehrlich sein Leben von dem tödlichen Urlaub bis hin zur Gegenwart. Dabei werden immer wieder Unterbrechungen durch Textstellen über die Sozialbausiedlung, in der Matthew jetzt lebt, über Briefe an oder von Matthew oder mit Tusche gezeichnete Bilder eingefügt, was das Alles noch anschaulicher macht, aber auch einen tieferen Sinn hat: Matthew schreibt die Geschichte an unterschiedlichen Plätzen, er kann sich aber immer nur auf eine Sache konzentrieren, weshalb z. B. mitten in einer Szene aus seiner Kindheit ein Ausblick in die Zukunft kommt, in welcher er der Sozialarbeiterin sagt, dass sie ihm nicht über die Schulter lesen solle. Der Leser wird im gesamten Buch mit der Höflichkeitsform ‚Sie‘ angesprochen und somit ins Buch einbezogen, was ich eine nette Abwechslung fand und auch irgendwie interessant, weil ich Matthew ja gar nicht kenne.
Insgesamt ist dies ein großartig umgesetztes Buch über die Krankheit Schizophrenie, Trauer und welche Auswirkungen der Trauerprozess auf eine Familie haben kann, ich kann es nur weiterempfehlen. Der Autor spricht aus eigenen Erfahrungen, er war Krankenpfleger in einer psychiatrischen Klinik und kennt sich somit mit dem Leben von Personen wie Matthew aus, auch wenn die Patienten ja oft einen ganz anderen Blickwinkel haben, als das Pflegepersonal, Ärzte etc.
Davor wusste ich über die Krankheit Schizophrenie sozusagen nichts, was sich im Verlauf des Buches grundlegend änderte. Es ist schockierend, wie viele Nebenwirkungen Medikamente, die Menschen eigentlich gesund machen sollen, haben können.